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Dianchen
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#108

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Autor: Dianchen
Hauptcharaktere: Stelex und auch die anderen werden ab und zu mal erwähnt
Inhalt: Die Story setzt in der Epi 138 - New Beginnings/Feueralarm an, nachdem Stevie Alex aus dem brennenden Cottage gerettet hat.
Raiting: K+ kann sich aber hin und wieder noch ändern, was ich vorher allerdings bekannt geben werde.
Spoiler: Nein
Chapter: 10
Geschrieben: 2008-2009
Disclaimer: Alle MLT Charaktere sind Eigentum von Nine Network, The South Australien Film Corporation and Millenium Televison. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.

Chapter 1
„Alex warte doch, ich muss dir was Wichtiges sagen!“, rief sie ihrem besten Freund hinterher, der wütend in sein Auto stieg und davon fuhr. Gerade war er doch noch dagelegen und nun verschwand er und wieder einmal hatte sie es versäumt mit ihm zu reden. Sandra ging es gut und Jodi hatte Matt auch aus dem brennenden Haus geholt. Nun, aber stand Stevie da und sah dem schwarzen Ute hinterher, der eine Staubwolke hinter sich lassend, davon brauste.

Monate war Alex´ Flucht nun schon her und noch immer schmerzte die Erkenntnis, dass sie nicht wusste wo er steckte. Langsam hatte sie das Gefühl, dass er wohl nicht gefunden werden wollte und auch nie die Absicht hatte, wieder zurück zu kommen. Zurück nach Hause, wo insgeheim sein Herz schlug. Zurück nach Hause, wo es Menschen gab, die ihn liebten, die ihn brauchten. Stevie vermisste die gemeinsamen Abende im Pub, sie vermisste die gemeinsamen Gespräche auf Drovers bei einer Flasche Bier, sie vermisste ihn, ihren besten Freund. Stevie war mit der Überzeugung aufgewachsen, dass die Zeit alle Wunden heilte. Dem war tatsächlich so, zumindest teilweise. Sie hatte es oft genug erlebt, dass mit der Zeit alles geheilt wurde, was es zu heilen gab. Sie kam darüber hinweg, keinen Kontakt mehr mit ihren Eltern zu haben, sie kam über Kane hinweg und sie würde auch über Alex hinweg kommen. Aber leider war dies nicht so einfach. Denn das mit Alex, das war etwas ganz anderes. Er war ihr bester Freund. Sie liebte ihren besten Freund und das nun schon seit einer Ewigkeit. In den Monaten seit Alex´ Verschwinden lebte sie irgendwie weiter. Sie wusste nicht wie, aber auf irgendeine Weise hatte sie es geschafft die Tage und Nächte zu verleben. So auch die letzte Nacht.

Es war ein ganz gewöhnlicher Morgen für die Bewohner von Drovers, als Stevie nach einem dreiwöchigen Aufenthalt in der Stadt wieder nach Hause zurückkehrte. Sie hatte ihre Schwester Michelle besucht und somit auch etwas Zeit mit Rose, ihrer Tochter verbracht. Rose wusste noch immer nicht, dass Stevie ihre Mum war, denn Michelle war noch immer nicht bereit Rose die Wahrheit zu sagen.
Stevie parkte ihren Wagen vor dem Cottage und stieg aus. Einen Moment lang blieb sie stehen und ließ ihren Blick über den Hof schweifen, der noch in eine angenehme Ruhe eingetaucht war. Stevie machte sich auf in Richtung Windrad und setzte sich dort auf die Wanne, die Hugh vor Jahren für Prue, die Liebe seines Lebens, nach Drovers gebracht hatte. Die Sonne erhob sich in einem tiefen Rot über dem Horizont. Es war beängstigend schön. Diese Sonnenaufgänge und die wunderbare Ruhe, hatte Stevie in der Stadt am meisten vermisst. Beides ließ Stevie immer sehr nachdenklich werden. Sie liebte es hier zu sitzen, wenn sie alleine sein und einfach nur nachdenken wollte. Sie war so in ihren Gedanken versunken und schwelgte in ihren Erinnerungen, dass sie gar nicht bemerkte, wie sich ihr langsam jemand näherte. Erst die sanfte und ihr so vertraute Stimme holte sie zurück in die Gegenwart. Stevie schrak auf und sah ihm direkt in die Augen.
„Alex, was machst du hier?“, brachte sie ungläubig hervor.
„Ja, ich freue mich auch dich zu sehen, Stevie“, antwortete dieser trocken.
„Was erwartest du denn von mir? Du warst derjenige, der sich monatelang nicht gemeldet hat.“
„Mir geht es auch gut! Danke der Nachfrage. Sehr freundlich von dir.“
„Alex, was soll der Quatsch! Ich habe meine Freunde und meine Familie nicht im Stich gelassen und habe mich einfach auf und davon gemacht.“
„Genau, diesmal warst du es nicht!“
Alex schluckte, er war erschrocken darüber, was er gesagt hatte.
„Steves, es tut mir leid! Das war nicht so gemeint. Du hast ja Recht, ich hätte nicht so einfach abhauen sollen.“
Stevie sagte daraufhin nichts mehr. Sie würden sonst noch etwas sagen, was ihnen hinterher Leid tun würde. Sie freute sich darüber Alex zu sehen, nur die Situation war dennoch nicht gerade einfach.
„Und was machen wir jetzt?“, brach Alex als erster wieder das Schweigen.
„Was wir jetzt machen, Alex? Du fragst ernsthaft was wir jetzt machen?“
Stevie war wütend aufgesprungen und sah ihn mit funkelnden Augen an.
„Nichts machen wir Alex, gar nichts!“, schrie sie Alex entgegen und ließ ihn allein zurück.
Für einen Moment konnte Alex sich nicht aus der Versteinerung lösen. Er hatte gewusst, dass es schwer werden würde. Er hatte gewusst, dass Stevie enttäuscht war, aber er hätte nicht gedacht, dass sie so sehr wütend auf ihn war. Alex stand auf und lief ihr hinterher.
„Warte bitte! Lass mich doch erklären, gib mir wenigstens die Chance es zu erklären, bitte!“
Alex hielt Stevie am Arm fest und zwang sie ihn anzusehen.
„Ich habe jetzt keine Zeit, Alex. Ich habe jede Menge Arbeit heute. Also, lass es gut sein!“
„Ja genau, wieder hast du keine Zeit für mich!“, schrie er sie wütend an. Alex atmete ein Mal tief ein und wieder aus. Er sah sie an und begann von neuem.
„Was ist mit uns passiert, Steves? Wieso verhalten wir uns so? Wieso gehst du mir aus dem Weg? Und das nicht erst seit heute?“
„Alex…ich…ach was, ist doch auch vollkommen egal!“, waren die letzten Worte von Stevie, ehe sie in Richtung Cottage verschwand. Alex folgte ihr nicht mehr und ließ sie gehen. Er machte sich wieder auf dem Weg zu Rocket und ritt zurück nach Killarney.

Stevie hatte der kleine Streit am Morgen mit Alex den ganzen Tag über beschäftigt. Sie war nicht ganz bei der Sache, da sie immer und immer wieder daran denken musste, wie blöd sie sich doch Alex gegenüber verhalten hatte. Anstatt sich zu freuen und ihm das auch zu zeigen, hat sie ihn angeschrieen und ihn wieder einfach stehen lassen. Er konnte ja nicht ahnen, wieso sie sich ihm gegenüber so verhielt. Wie auch, denn sie wollte Alex ja eigentlich sagen, was sie für ihn empfand. Doch er hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, ehe sie mit ihm reden konnte. Wieder einmal hatten sich die Dinge in ihrem Leben überschlagen. Nun, da Alex wieder zurück war und auch bemerkte, dass etwas nicht stimmte, wollte sie ihm unbedingt sagen, wie sehr sie ihn liebte. Stevie hatte Angst, Alex würde wieder fortgehen ohne, dass sie mit einander gesprochen haben.

Die Arbeit auf Drovers war getan und die Mädels hatten beschlossen sich ein wenig amüsieren zu gehen. Tess wollte nicht, dass ihre Freundin allein blieb. Sie war die Einzige, die wusste, wie Stevies Gefühle für Alex waren. Es tat ihr im Herzen weh mit anzusehen, wie Stevie litt. Also fragte Tess, ob sie nicht Lust hätte mit zugehen, in den Pub. Doch die Rothaarige lehnte dies entschieden ab. Sie wollte noch einmal zu Alex fahren und sich bei ihm entschuldigen. Die Erkenntnis, dass ihre Freundin das klären wollte, ließ Tess ruhiger werden und so konnte sie getrost mit den Anderen in den Pub gehen und sich ein wenig amüsieren.
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#109

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Chapter 2
Stevie parkte ihren Wagen vor dem kleinen Cottage auf Killarney und atmete noch ein-mal tief durch. Sie hatte ein wenig Angst vor dem, was nun folgen würde. Sie wusste nicht, wie Alex sie empfangen würde, nachdem sie ihn am Morgen einfach hatte stehen lassen. Stevie hatte sich im Laufe des Tages vorgenommen, Alex zu beichten, warum sie sich ihm gegenüber so verhielt. Sie wollte ihm sagen, wie sehr sie ihn liebte. Fest ent-schlossen und guter Hoffnung, schnappte sie sich das Sixpack, welches auf dem Beifah-rersitz lag und ging auf die Tür zu. Sie hob ihre Hand und ballte diese zu einer Faust, dann klopfte sie zuerst zaghaft und schließlich immer kräftiger an. Die dumpfen Schritte, die sie kurz darauf vernahm, ließen ihr Herz ein paar Takte höher schlagen. Mit zittern-den Knien stand sie da, als Alex die Tür aufriss.

„Hey“, sagte sie etwas zaghaft und sah schüchtern zu Alex hinauf.
„Na sieh mal einer an! Dich hätte ich hier am Wenigsten erwartet“, brummte Alex zurück.
„Ich dachte mir, wir könnten vielleicht ein wenig plaudern und ein Bier zusammen trinken.“
Stevie hielt ihm das Sixpack hin und sah ihn, noch immer unsicher darüber, was nun folgen würde, an.
„So, dachtest du das? Wie komme ich denn zu der Ehre, dass meine beste Freundin mich mal nicht wie Luft behandelt?“
„Darf ich reinkommen? Ich muss mit dir reden, Alex!“

Stevie ließ Alex kaum die Möglichkeit zu antworten und drängte sich an ihm vorbei. Sie ging direkt ins Wohnzimmer und sah sich um. Alex hatte es sich womöglich schon gemüt-lich gemacht und hoffte auf einen ruhigen und nachdenklichen Abend. Denn auf dem Tisch stand schon ein angefangenes Sixpack.

„Sind die Jungs gar nicht da?“, fragt sie den perplexen Alex, der noch immer in der Tür stand.
„Siehst du sie irgendwo?“
Alex fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht und sah Stevie etwas genervt an.
„Stevie, was willst du hier? Hast du nichts auf der Farm zu tun?“
„Fein, dann können wir uns ja in Ruhe unterhalten, ohne gestört zu werden.“
Stevie setzte sich auf die Couch und nahm sich eine Flasche Bier, eine andere reichte sie Alex.

Alex selbst schien nachzugeben, zumindest nahm er das Bier, welches Stevie ihm hin-hielt, entgegen. Er verstand nicht ganz was die Sache sollte.
Wieso ignorierte seine beste Freundin ihn nur so?
Sogar jetzt schien sie nicht auf seine Fragen zu reagieren. Sonst hatte sie doch auch immer irgendwelche Kommentare abzugeben.
Wieso überhörte Ste-vie ihn und tat so, als hätte er nichts gesagt? War es wirklich so schlimm für sie, dass er einfach so verschwunden war, ohne auch nur ein winziges Lebenszeichen von sich zu geben?

„Alex, komm setz dich und lass uns reden, bitte“, flehte sie ihn förmlich an. Sie wollte das hinter sich bringen. Es war schwer gewesen sich den ganzen Mut zusammen zu nehmen und diesen Schritt auf ihn zu zugehen. Stevie hoffte, dass Alex ihr den gewonnen Mut nicht wieder zerstören würde, sie hofft es sehr.

„Wieso jetzt auf einmal?“
Stevie öffnete die Flasche und trank das Bier in wenigen Schlücken leer.
„Weil ich nun bereit dazu bin und dir einiges zu erklären habe“, sagt sie den letzten Tropfen hinunter schluckend und öffnete sich sogleich das nächste Bier.
Alex sah sie ungläubig an. Was würde es wohl sein, dass sie es nicht mal schaffte mit ihm so ohne weiteres darüber zu reden? War es so schlimm, dass Stevie sich sogar Mut antrinken musste?
Diese Fragen schossen Alex unentwegt durch den Kopf, während er zusah, wie seine beste Freundin die zweite Flasche Bier austrank.
Gerade, als Stevie sich die dritte Flasche Bier nehmen wollte, riss Alex sie ihr aus der Hand.
„Hey, was soll das?“, fauchte sie ihn an und nahm sich die Nächste. Auch diese wurde ihr von Alex wieder entnommen und er sah sie böse an.
„Stevie, was ist los mit dir? Was gibt es so schlimmes zu sagen, dass du dich betrinken musst?“
„Ich sag es dir erst, wenn du mir das Bier wieder gibst “, lallte sie schon ein wenig.
„Nein!“
„Doch!“
„Nein!“
„Wieso nicht?“
„Nein! Ich möchte erst wissen, was mit dir los ist, Stevie Hall! Vorher gibt es kein Bier“, sagte Alex entschlossen und setzte sich neben Stevie auf die Couch.
Doch sie wollte nicht erst reden, sie wollte erst das Bier zurück und so lehnte Stevie sich zu ihm hinüber und wollte nach der Flasche greifen. Alex zog sie zurück, bei dem Ruck fiel er nach hinten und Stevie mit.
So lagen und saßen sie halb auf der Couch und sahen sich sekundenlang tief in die Augen. Alex spürte, wie sein Herz zu rasen begann und seine Knie immer weicher wurden. Plötzlich verspürte er den Drang sie zu küssen, seine Lippen mit ihren zu verschließen und eins werden zu lassen. Je länger sie dort in dieser Position verharrten und sich in die Augen sahen, desto zwanghafter wurde dieser Drang.
Bis er es so gar nicht mehr aushielt und Stevie näher zu sich zog.
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#110

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Chapter 3
Dieser Kuss, fühlte sich an, wie ein ausbrechender Vulkan, der seine Lava in alle Himmelsrichtungen sprühte. Es war, wie ein Feuerwerk, das urplötzlich explodierte und die Raketen in die Höhe schießen ließ. Dieser Kuss entfachte in Beiden eine nie da gewesene Leidenschaft und Begierde. Sie wollten dem jeweils anderen näher sein, als sie es jemals gedacht hatten. Alex´ Hände wanderten von Stevies Gesicht hinunter zu ihren Hüften und er zog sie somit noch fester zu sich heran. Langsam begann er die Knöpfe ihrer Bluse zu öffnen, während sie sich noch immer leidenschaftlich küssten. Alles um ihn herum verschwand und machte Platz für das entfachte und lodernde Feuer der Begierde. Alex war sich dessen bewusst, dass er schon ein paar Bier getrunken hatte, dennoch wusste er auch, was er tat. Er konnte sich nicht genau erklären, wann er zum ersten Mal die Sehnsucht und das Verlangen, seine beste Freundin wieder zu sehen, gespürt hatte. Irgendwann war es plötzlich da gewesen und hatte sich immer mehr verstärkt, so dass er sich am Tag zuvor entschloss, tatsächlich wieder zurück nach Killarney zu fahren. Mit der Sehnsucht nach Stevie kam auch etwas anderes, etwas neues, etwas ganz wunderbares und bis zu diesem Augenblick war ihm nicht ganz klar gewesen, was es war. Jetzt wusste Alex, dass da noch viel mehr war, als das Verlangen sie wieder zu sehen. Er verlangte und verzehrte sich nach dieser Frau. Nach der Frau, die sein Herz höher schlagen ließ. Nach der Frau, bei der er mit einem Mal butterweiche und zitternde Knie bekam. Ganze Tage und Nächte hatte er davon geträumt Stevie in den Arm zu nehmen, sie zu berühren ihre Lippen zu spüren und nun war die Zeit gekommen. Er konnte nicht aufhören.

Stevie selbst schien es nicht anders zu gehen. Sie liebte Alex und das schon eine ganze Weile. Aber war es das, was sie wirklich wollte? Ihn? Hier und jetzt? War sie wirklich schon jetzt bereit dazu, ihm die Kleider vom Leib zu reißen? Stevie war betrunken, das konnte sie selbst nicht leugnen, denn in ihrem Kopf drehte sich alles wie ein Karussell. Gerade wollte sie Alex doch noch sagen, wie sehr sie ihn liebte und jetzt war sie dabei den Knopf seiner Jeans zu öffnen. Wieder würde sie die Chance verpassen Alex zu sagen, was sie für ihn empfand. Ihr Verstand, sofern er in diesem Zustand noch in der Lage war, sagte ihr es würde nicht der richtige Zeitpunkt sein, doch ihr Herz schrie nach Alex. So sehr, dass es alles übertönte, was der Verstand zu sagen mochte und ihn ausschaltete. Aber so richtig wollte ihr die Sache mit dem Öffnen des Knopfes nicht gelingen, zu sehr drehte sich alles in ihrem Kopf. Gerade versuchte sie mit all ihrer noch vorhandenen Kraft, die sie aufwenden konnte, noch einmal an dem Knopf von Alex´ Hose zu ziehen, als dieser plötzlich aufsprang und sie mit voller Wucht auf den Boden katapultierte. Stevie hatte sich leicht am Kopf gestoßen und dies schien sie wieder zurück in die Realität zu holen und zwang sie zum nachdenken. Sie wollte Alex, aber nicht jetzt, nicht hier und nicht so.

„Hey Steves ist alles in Ordnung mit dir? Hast du dir wehgetan?“, fragte Alex sie besorgt und beugte sich zu Stevie hinunter. Doch Stevie selbst war nicht mehr nach irgendetwas zu Mute. Es war ihr ungemein peinlich und sie errötete ein wenig. Wie konnte sie sich nur so gehen lassen? Wieso musste sie sich auch ausgerechnet vor Alex immer wieder zum Narren machen? Stevie wollte nur noch weg.
„Lass mich einfach in Ruhe, Alex. Ich geh dann jetzt besser.“
Stevie stand auf und funkelte ihn mit ihren braunen Augen böse an. Dann verließ sie ohne ein weiteres Wort das Cottage und lief zu ihrem Wagen. Sie würde es keine Sekunde mehr in Alex´ Nähe aushalten. Sie schämte sich, dass sie soviel getrunken hatte. Wieso konnte sie nicht mehr normal mit Alex reden? Wieso musste alles so dermaßen aus dem Ruder laufen? Gerade wollt sie die Wagentür öffnen, als Alex plötzlich hinter ihr stand und sie festhielt.

„Stevie, warte. So kannst du nicht fahren.“
„Und was soll ich deiner Meinung nach tun?“
„Wir können beide nicht mehr fahren. Du solltest besser hier schlafen.“
„Nein, danke! Kein Interesse!“
„Ach komm schon, Stevie. Ich beiße dich schon nicht“, lächelte Alex sie an.
Schon wieder schrie ihr Herz, sie solle sich nicht gegen ihn wehren und einfach geschehen lassen, was geschehen sollte.
„Ich werde nicht mit dir in einem Bett schlafen!“, sagte sie schließlich fest entschlossen und ging wieder in das Cottage zurück, während sie Alex einfach stehen ließ. Alex sah ihr hinterher und grinste.
„Auf gar keinen Fall!“, warf sie noch hinterher. Es schien so, als ob Stevie sehen konnte, wie er sie angrinste. Immer noch mit einem breiten Lachen auf den Lippen, folgte Alex ihr in das Cottage hinein.

Schweigend und jeder in Gedanken für sich, saßen beide auf der Couch. Fest umklammerte er sein Bier, welches bei seiner Körperwärme, die auf die gekühlte Flasche einwirkte, langsam schal wurde.
„Stevie…“, begann er schließlich und brach somit das, für ihn so unerträgliche Schweigen.
„Ich…also…“, sein Herz fing in diesem Moment an ein paar Takte schneller zu schlagen, „…weißt du, als ich in der Stadt war, ist mir etwas klar geworden. Ich habe etwas vermisst und erkannt, dass ich nicht dort bleiben konnte. Ich war mir urplötzlich sicher, ich müsste wieder zurückkommen.“
Alex machte eine kurze Pause, atmete tief durch und drehte sich ein wenig zu ihr.
Stevie selbst war regelrecht neugierig und gespannt darauf, was er zu sagen hatte. Doch wagte sie es nicht ihn anzusehen, zu sehr hatte sie Angst davor, dass ihr Herz wieder über ihren Verstand siegen würde.
„Ach verdammt, Stevie!“, begann Alex wieder etwas lauter und fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. So, als würde dies die Angst und die Hemmung ehrlich und aufrichtig zu seiner besten Freundin zu sein, wegwischen.
„Ich bin nur wegen dir zurückgekommen. Du hast mir gefehlt, Stevie. So unglaublich gefehlt!“
Seine Stimme senkte sich bei diesen Worten und nahm einen warmen, zärtlichen Klang an. Unsicher darüber, wie Stevie nun reagieren würde, hob er seine Hand und legte sie auf ihren Arm.
Stevies Körper durchzuckte ein Blitz nach dem Anderen. Ihr Herz begann zu rasen und schien ihr davon zu laufen. Langsam hob sie ihren Kopf und richtete ihre braunen Augen auf ihn, auf Alex. Ihre Blicke trafen sich und für einen Moment schien die Erde stehen zu bleiben. Sie hörte einfach auf, sich zu drehen. In diesem Augenblick sollte das Schicksal seinen Lauf nehmen, denn ihr Herz hatte nun endgültig über ihren Verstand gesiegt.
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#111

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Hm...ich habe gerade keine Ahnung, was für ein FSK das Kap bekommen sollte, aber ich denke mal mit dem FSK 16 bin ich auf der sicheren Seite.
Chapter 4
Alex betrachtete Stevie ganz genau. Er ließ von ihren Augen ab und sah sich jede einzelne ihrer süßen kleinen Fältchen in ihrem lieblichen Gesicht an. Er sog alles ganz genau in sich auf, so als würde er sie nie wieder ansehen können. Er fragte sich, wieso Stevie nichts auf seine Frage erwiderte. Vielleicht sah sie es nicht ganz genauso, wie er. Vielleicht hatte er sie damit überfahren und sie wollte dies alles gar nicht so, wie er es wollte. Nur wieso erwiderte sie seinen Kuss so intensiv? Alex wurde bewusst, dass er noch immer nicht wusste, was Stevie ihm sagen wollte. Es machte ihn etwas traurig, dass sie beide nicht mehr so miteinander reden konnten, wie früher. Vor noch nicht allzu langer Zeit konnten sie unbeschwerter miteinander umgehen und Alex fühlte sich immer wohl in ihrer Nähe. Erst jetzt, in diesem Moment, als er sie betrachtete wie noch nie zuvor, erst jetzt wurde Alex so richtig klar, was er an Stevie eigentlich hatte. Mit keinem anderen Menschen konnte er so reden wie mit ihr. Mit keinem anderen Menschen konnte er so lachen, wie mit ihr. Bei keinem anderen Menschen konnte er sich so fallen lassen, wie bei ihr. Seit Ewigkeiten war sie seine beste Freundin. Stevie war immer und in jeder Situation für ihn da. Sie hielt zu ihm und glaubte stets an ihn. Sie half ihm über die schwierige Zeit nach Claires Tod hinweg. Sie fand aufmunternde Worte, als Alex erfuhr, dass Harry nicht sein leiblicher Vater war. Stevie war es letztendlich gewesen, die ihn zu Liz, seiner Mutter, führte und damit bewirkte, dass Alex ihr vergab. Stevie rettete ihm das Leben und das nicht nur ein Mal. Sie war seine beste Freundin. Die Beste, die er sich vorstellen konnte. Seine Seelenverwandte. Nur mit dieser Frau wollte Alex all sein Glück und Leid teilen. Schon immer und weiterhin. Bis in alle Ewigkeit.

Doch er fand nicht den Mut, ihr all das zu sagen. Viel zu groß war die Angst enttäuscht zu werden. Viel zu groß war die Angst, von Stevie abgewiesen zu werden. Er hatte sein Leben lang Pech mit Frauen gehabt. Entweder waren es nicht die Richtigen oder aber sie wurden ihm genommen, ehe er richtig glücklich werden konnte. Alex wollte das nicht noch ein Mal durchleben, denn das würde sein Herz nicht überstehen.
Wieder fuhr er sich mit der Hand über das Gesicht und verbannte die Gedanken an eine glückliche Zukunft und ein unbeschwertes Leben mit Stevie an seiner Seite in die hinterste Ecke seines Hirns. Das dies allerdings die falsche Entscheidung war, sollte ihm noch bewusst werden.

Jetzt war er hier mit Stevie allein in dem kleinen Cottage. Er wollte die Zeit mit ihr genießen in jeder nur erdenklichen Hinsicht und Weise. Alex stand auf und ging in die Küche. Er holte noch Nachschlag und als er zurückkam, saß Stevie noch immer in der gleichen Position da. Was ihm wieder klar machte, dass seine beste Freundin wohl nicht so empfand, wie er. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie zu küssen? Was hatte er sich nur dabei gedacht, zu denken, sie würde genau das Gleiche für ihn empfinden?
Alex setzte sich nun wieder zu ihr auf die Couch und reichte ihr eine Flasche Bier. In dem Moment berührten sich ihre Finger und trafen ihre Blicke trafen sich. Es war ein eigenartiger Moment, irgendwie verzaubert. Ganz anders, als bisher.

„Alex…ich…“, fand Stevie schließlich nach einer ganzen Weile ihre Stimme wieder.
Doch Alex unterbrach sie, indem er ihr einen Finger auf den Mund legte. Er sagte nichts und wollte auch nicht, dass sie etwas sagte. Zu magisch war diese Situation gerade. Hatte er doch zuvor noch gedacht, dass es nichts bringen würde und er keine Zukunft hätte mit ihr, seiner besten Freundin. Aber nun in diesem Moment, der unglaublich viel Wärme und Knistern mit sich brachte, war das alles schon wieder vergessen. Wahrscheinlich war dies auch eine Nachwirkung oder eher eine Nebenwirkung des Alkohols, welchen sie Beide in ihrem Körper hatten. Aber Alex konnte nichts dagegen tun, er musste sie einfach wieder berühren. Auch wenn ihm all seine Handlungen in jenem Augenblick bewusst waren, machte er alles wie von selbst, wie ein batteriebetriebener Roboter. Es war nicht gefühllos oder weniger leidenschaftlich, im Gegenteil. Noch nie hatte er so viel Gefühl und Leidenschaft verspürt, wie jetzt und hier mit Stevie. Er strich er ihr sanft eine Strähne ihres widerspenstigen Haares hinters Ohr und fuhr mit dem Zeigefinger sanft die Konturen ihres Gesichtes nach. Dabei näherten sich ihre Münder immer mehr, bis sich schließlich ihre Lippen aufeinander befanden. Alex strich zärtlich mit seinen Lippen über ihre, ehe sich ihre Zungen trafen. Hatte Alex die ganze Zeit über seinen Blick nicht von Stevie abwenden können, so schloss er nun die Augen. Stevie tat es ihm gleich und gab sich ihm vollkommen hin. Der anfangs noch seichte und zärtliche Kuss entbrannte schnell zu einem intensiven und leidenschaftlichen. Alex lies seine Hände unter ihre Oberschenkel fahren und hob sie so auf seine Arme, um sie in sein Schlafzimmer zu tragen. Dort legte er Stevie auf seinem Bett ab und lies seine Hände unter ihre Bluse gleiten, um ihre nackte Haut bis in jede Fingerspitze zu spüren.

In Stevie brach wieder das Gefühlschaos aus. Sie wollte Alex und doch wieder nicht, aber dagegen wehren konnte sie sich dennoch nicht. Denn immer noch war ihr Herz in der Übermacht gegenüber ihrem Verstand. Sie wollte Alex nicht verlieren, aber wenn sie nicht augenblicklich ihren Verstand ausschalten würde, dann würde sie nie erfahren, ob es richtig oder falsch war. Ein liebevoller Mensch hatte einmal zu ihr gesagt, man soll nicht immer auf den Verstand hören, eben auch mal das Herz sprechen lassen. Zu oft hatte sie ihrem Verstand das Vertrauen geschenkt und darauf gehört. Nun wollte sie eben auch mal dem Herzen den Vortritt lassen und lies geschehen, was geschah.

Ohne, dass ihre Lippen sich ein Mal voneinander trennten, begannen sie sich langsam gegenseitig ihrer Kleider zu entledigen. Nackt und so wie die Natur sie geschaffen hatte, lagen sie auf Alex´ Bett, streichelten und liebkosten ihre Körper. Für einen Augenblick hielt Alex inne und lies von ihren zarten Lippen ab, um Stevie anzusehen. Ihre Schönheit drohte ihm die Luft zum Atmen zu nehmen. Am liebsten hätte Alex Stevie in diesem Moment gesagt, was ihm in den letzten Tagen klar geworden war und dass er sie über alles begehrte, sich nach ihr verzehrte, sie mit jeder einzelnen Faser seines Körpers liebte. Doch er wollte die innige Zweisamkeit, die sie jetzt miteinander genossen, nicht zerstören. Denn er glaubte, dass Stevie nicht so empfand, wie er für sie. Dass sie sich darauf einließ, ihn in diesem Augenblick zu lieben, sich mit ihm zu vereinen, schob er auf den Alkohol, den beide zu sich genommen hatten. Denn er selbst konnte ja auch nicht mehr klar denken, was nicht unbedingt nur eine Nebenwirkung des Alkoholeinflusses zu sein schien.

Stevie hatte die ganze Zeit über ihre Hände still auf seinem Rücken zu liegen gehabt. Ihr Pulsschlag war schnell und ihre Atmung ging schwer. Ihr Herz schrie nach seinen großen, zärtlichen Händen, schrie nach seinen verlangenden Lippen, schrie nach Alex. In ihrem Kopf drehte sich alles und die Gefühle sowie die Gedanken schienen verrückt zu spielen. Die Sehnsucht und das Verlangen Alex zu spüren, so nah wie noch nie zuvor seit sie sich kannten, ergriff immer mehr Besitz von ihr. Stevie ließ ihre Hände nun über seinen Rücken zu seinem Gesicht fahren und nahm es in diese, um ihn zu sich herunter zu ziehen und sich in einem erneuten leidenschaftlichen Kuss mit ihm wieder zu finden. Sie mussten sich nichts sagen, sie zeigten sich gegenseitig, was jeder für den anderen empfand. Auch wenn beide, Stevie nicht weniger wie Alex glaubten, dass der Andere nicht genauso so liebte, wie er selbst, gaben sie sich dem überbrodelnden Verlangen hin und fanden sich in einer für sie nie da gewesenen Vereinigung wieder. Die beiden Liebenden sahen sich währenddessen tief in die Augen. Wahrscheinlich wollte jeder den anderen ansehen, um vielleicht irgendwo in den Augen des anderen die Gefühle zu sehen, die in beiden schlummerten.
Adrenalin vermischte sich mit dem kochenden Blut und schoss in einem reißenden Strom durch die heißen Körper. Das Gefühl, welches beide im nächsten Moment übermannte, lies sie zucken und sie gaben sich einem letzten Kuss hin. Dem letzten Kuss in dieser Nacht. Mit rasendem Herzen, zitternden Knien und einer unkontrollierbaren schnellen Atmung lagen sie nun nebeneinander. Immer noch hatte niemand das Bedürfnis etwas zu sagen. Alex zog Stevie in seine Arme und drückte sie fest an seine Brust. Stevie legte ihren Kopf auf diese und horchte seinem schnellen, aber doch beruhigenden Herzschlag und schloss dabei ihre Augen. Zärtlich strich Alex durch ihre schweißnassen Haare und lies auch seine Augen zufallen. Seine Atmung schien mit jeder Bewegung, die seine Hand durch ihre roten Locken machten, ruhiger zu werden. Eng aneinander liegend und der tiefsten und innigsten Zuneigung, die ein Mensch fähig ist zu geben, schliefen sie gemeinsam ein. In dem kleinen Cottage auf Killarney…
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#112

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Chapter 5
Die Sonne breitete ihre Arme sanft in alle Richtungen aus und kitzelte wahrscheinlich an diesem Morgen nicht nur Stevies Nase. Stevie lag immer noch fest umschlungen in Alex` Armen. Genauso, wie sie vor ein paar Stunden gemeinsam eingeschlafen waren. Sie blinzelte kurz und ihr Blick fiel auf das Fenster und ließ sie hinaus schauen. Es war der gleiche stahlblaue Himmel den sie jeden Morgen aufs Neue sah und doch war an diesem Morgen etwas anders. Ihre Augen wanderten in dem Raum umher und einen Moment versuchte sie sich zu sammeln, bis sie eine Bewegung spürte, die nicht sie tätigte. Die starken Arme, die sich fest um ihren zarten Körper geschlungen hatten, zogen sie noch näher an eine muskulöse warme Brust. Aus einem ihr unerklärlichem Grund fing plötzlich ihr Herz an schneller zu schlagen und drohte ihr davon zu rennen. Sie konnte sich an nichts, was am Abend zuvor geschehen war, erinnern. Also gut, sie lag in einem fremden Bett und neben ihr ein Mann, der sie nicht mal im Traum loszulassen schien. Langsam drehte sie ihren Kopf in die Richtung, aus der sie ein zufriedenes Seufzen vernehmen und die beruhigende Atmung auf ihrem Körper spüren konnte. Stevie sah sich den Mann, der friedlich neben ihr schlummerte, an und ihr Herz setzte ein paar Schläge aus. Sie wäre am Liebsten sofort aufgesprungen, doch wagte sie es nicht. Sie wollte ihn nicht wecken.
Alex…

Was hatte sie nur getan? Was hatten sie beide nur getan?
Vorsichtig und stets darauf bedacht, Alex nicht zu wecken, befreite sie sich aus seiner festen Umarmung und setzte sich auf der Bettkante auf. Automatisch griff sie sich an den Kopf und augenblicklich drehte sich alles in diesem. Stevie konnte sich an nichts mehr erinnern, an rein gar nichts mehr. Sie wusste, sie war auf dem Weg zu Alex gewesen, um ihm zu sagen wie sehr sie ihn liebte. Sie konnte sich auch noch daran erinnern, dass sie mit pochendem Herzen und schlotternden Knien auf seiner Couch gesessen und ein Bier getrunken hatte.
Aber ab da…Filmriss…alles weg…verschwunden.
Verdammt, wie konnte sie es nur soweit kommen lassen? Sie wollte Alex doch nur endlich sagen, dass sie ihn liebt. Nun fand sie sich nackt in seinen Armen wieder und konnte sich an nichts mehr erinnern. Hatte sie es Alex gesagt oder nicht? Nicht einmal mehr daran konnte sie sich erinnern.

Stevie sammelte die verstreuten Kleidungsstücke vom Boden auf und zog sich an. Eilig lief sie auf die Tür zu und ergriff die Klinke. Sie drehte sich um und sah wie Alex noch immer friedlich schlummerte. Es war ein schönes Bild, daran könnte sie sich gewöhnen, würde es doch nur immer so sein…
Für einen Augenblick überlegte sie, ob sie zurückgehen und ihm einen zarten Kuss geben sollte. Wer weiß, wann sie das nächste Mal seine warmen weichen Lippen auf ihren spüren würde. Sie nahm all ihren Mut zusammen und schlich zurück zu Alex. Kurzzeitig setzte sie sich noch ein Mal auf das Bett und strich ihm zärtlich durch seine Haare und legte ihre Lippen auf seinem Mund ab. Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller, als Alex seine Arme um ihren Hals schlang. Hoffentlich hatte sie ihn jetzt nicht geweckt. Sie schlug ihre Augen auf und sah ihn an. Erleichtert atmete sie auf und lächelte. Dann nahm sie seine Arme, legte sie zurück auf das Bett und ging wieder zur Tür. Ehe sie nach draußen ging, drehte sie sich noch ein letztes Mal zu ihm.
„Ich liebe dich, Alex!“, hauchte sie in die Stille hinein und verließ das Zimmer und somit auch ihn. Wieder war ein Tag vergangen, an dem sie es verpasst hatte, ihm zu sagen, was sie empfand.
Stevie setzte sich in ihren Wagen, atmete noch ein Mal tief durch und startete den Motor. Dave, der die Nacht heimlich auf Drovers verbracht hatte, kam genau in dem Augenblick an, als Stevie losfuhr. Grinsend und kopfschüttelnd stieg er aus dem Auto und ging ins Cottage.
Na ganz toll! Dave hatte Stevie unzweifelhaft erkannt und würde Alex mit Sicherheit damit aufziehen. Somit wusste Alex also spätestens am Abend Bescheid, dass Stevie bei ihm gewesen war, die ganze Nacht über. Sie musste sich also auch irgendeine plausible Ausrede für Alex einfallen lassen.
Inständig hoffte sie, dass die Mädels, so Gott wollte, noch schliefen oder aber schon unterwegs waren um die heutigen Arbeiten zu erledigen. Aber wenn sie auf die Uhr schaute, sagte ihr diese, dass wohl keine der beiden Optionen eintrafen. Es war zu spät, dass sie noch friedlich in den warmen Betten schlummerten und es war zu früh, als dass man sie schon bei der Arbeit antreffen würde.
Stevie musste sich wohl oder übel auf die nervigen und quengelnden Fragen der Mädels gefasst machen. Normalerweise, hatte sie bisher immer locker drüber gestanden und diese mit frechen Kommentaren abgetan, doch heute würde das wohl nicht der Fall sein. Sie könnte ja nicht einmal eine Notlüge auftischen, denn sie war viel zu verwirrt und verbissen darauf, sich klar zu werden, was in der letzten Nacht passiert war.

Auf Drovers angekommen parkte Stevie ihren Wagen und lief auf die Stallungen zu. Sie hatte Glück und die Mädels schliefen tatsächlich noch. Für einen Moment musste sie schmunzeln. Anscheinend hatte nicht nur sie selbst eine feuchtfröhliche Nacht hinter sich gebracht. Das Reiten hatte sie schon immer auf andere Gedanken gebracht. Sie holte den Wallach aus seiner Box und setzte sich auf das Pferd. Wieder griff sie sich an den Kopf. Verdammte Kopfschmerzen! Nicht genug, dass sie sich an nichts, was die letzte Nacht betraf, erinnern konnte, nein, ihr Kopf machte Höllenqualen durch.
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#113

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Chapter 6
Etwa zur gleichen Zeit regte Alex sich in seinem Bett und musste erst ein Mal kräftig aufstoßen. Er wedelte mit einer Hand die ausgestoßene Luft vor seinem, an diesem Morgen sehr empfindlichen, Geruchsorgan weg. Mit einem Schwung saß er im Bett, was ihm allerdings nicht sonderlich gut bekam. Denn auch er wurde von tierischen Kopfschmerzen geplagt.
Dass ihm an diesen Morgen fürchterlich der Schädel brummte, war ja eigentlich nichts Neues. Doch was Alex äußerst merkwürdig vorkam, als er an sich herunter sah, dass er splitterfasernackt auf seinem Bett saß. Er hatte noch nie in seinem Leben nackt geschlafen, außer er hatte eine Frau neben sich im Bett zu liegen. Aber es war weit und breit Keine zu sehen. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, dann wurde ihm bewusst, dass er sich auch an nichts erinnern konnte, was den gestrigen Abend anbelangte. Immer noch mit den Händen an seinen Brummschädel fassend, band Alex sich ein Handtuch um die Hüften und wollte mit schweren Beinen ins Bad tigern. Dies gelang ihm allerdings nicht sonderlich gut, denn alles um ihn herum drehte sich wie wild und er stieß hier und da immer mal wieder an irgendwelche Schränke und Kommoden. Alex stützte sich, an der Tür angekommen, einen Moment mit den Händen an dieser ab und schloss kurzzeitig die Augen. Doch auch, als er in dieser Position verharrte, wollte das Karussellfahren nicht aufhören. Ihm blieb nichts weiter übrig, als sich damit irgendwie abzufinden. Er würde den Tag schon überleben. Es half ja nichts, Alex hatte an diesem Tag eine Menge Dinge zu erledigen und wenn er diese irgendwie auf die Reihe bekommen wollte, so musste er so langsam mal den Allerwertesten hochbekommen.

Er stieß also die Tür auf und als er auf den Flur des Cottage trat, kam ihm schon der Geruch von frisch gebrühtem Kaffe entgegen. Das war das nächste Ungewöhnliche an diesem Tag. Normalerweise war Alex immer der Erste, der aufstand und sich traditionell in die Küche begab, um Kaffee zu kochen. Neugierig machte er sich auf den Weg in die Küche. Dort fand er einen schrecklich gutgelaunten Dave vor, der fröhlich zu der Musik pfiff und summte, die aus dem Radio trällerte. Alex räusperte sich nur kurz, obwohl er es nicht wirklich amüsant fand, dass Dave so schrecklich gut gelaunt war, wo er selbst doch jeden Moment explodieren könnte.
Dave sah auf und konnte sich sein fieses und gemeines Grinsen nicht verkneifen. Entgegen des allmorgendlichen traditionellen Prozedere, schlürfte Alex zum Schrank, um sich eine Kaffeetasse herauszunehmen.

„Spät geworden gestern, oder?“, sagte Dave sarkastisch und sah Alex dabei grinsend zu, wie er sich eine Tasse nahm.
Alex sah mürrisch zu seinem Mitbewohner rüber. Dave hatte immer noch dieses fiese Grinsen auf den Lippen. Das ließ Alex an diesem Morgen erst richtig in Rage kommen. Ihm ging es richtig schlecht, er hatte keine Ahnung, was am Abend zuvor geschehen war und dann am Morgen dieses bescheuerte Grinsen von Dave. Das machte ihn wahnsinnig.
„Hast du nichts anderes zu tun, als so dämlich zu grinsen, Brewer?“, fuhr Alex ihn an und musste wieder aufstoßen. Verdammt, das gab es doch nicht! Wie viel zum Henker noch mal hatte er denn gestern getrunken? So schlecht war es ihm ja schon lange nicht mehr gegangen. Diese Kopfschmerzen! Das war ja kaum mehr auszuhalten!
„Oh wow…du hast ja eine Fahne, die riecht man bis nach Drovers.“
Dave verzog das Gesicht und versuchte sich reine Luft zum Atmen zu machen, konnte aber noch immer nicht das Grinsen unterlassen.
Alex setzte sich an den Tisch, stützte seine Arme auf den Tisch ab und legte seinen Kopf in die Hände. Dann schnellte sein Kopf plötzlich hoch. Ach du lieber Himmel! Drovers! Stevie!
Jetzt wusste er nicht, was er zuerst machen sollte. Sollte er erst daran denken, was er womöglich die Nacht über getan hatte oder sich an seinen Kopf fassen?
„Was? Wie kommst du denn jetzt auf Drovers?“, zischte Alex zwischen zusammengekniffenen Lippen hervor und stand schlussendlich doch auf, um sich ein Glas Wasser und eine Tablette zu holen.
„Naja…ich hab eine Frau gesehen…sie kam aus dem Cottage…“, stotterte Dave vor sich her und stellte den Herd aus.
Wieder schnellte Alex´ Kopf in Daves Richtung und er musste sich erneut an diesen fassen, um das Gedrehe unter Kontrolle zu bringen.
„Was weißt du, du Spaßvogel?“
„Mensch Ryan, jetzt sag bloß du hast die Nacht mit einer heißen Frau verbracht und weißt nichts mehr davon?“
Nun brach Dave in schallendes Gelächter aus. Das gab es doch nicht! Alex Ryan, der Frauenheld von Gungellan hatte keinen blassen Schimmer von der vergangenen Nacht. Er wusste nicht einmal, dass Stevie bei ihm gewesen war.

Alex warf sich die Tablette ein und spülte sie mit einem kräftigen Schluck Wasser hinunter. Dann drehte er sich zu Dave und packte ihn an den Armen, um ihn kräftig zu schütteln.
„Brewer, ich verfluche dich und schmeiß dich hochkant aus dem Cottage, wenn du mir nicht auf der Stelle sagst, was du gesehen hast!“
Dave begann sich langsam wieder zu beruhigen und sah belustigt zu dem stämmigen und vom Alkohol gezeichneten Mann. Wieder setzte sich ein Grinsen auf seinem Gesicht fest.
„Du weißt es tatsächlich nicht mehr! Wie muss Stevie sich…“, schlagartig stoppte er. Alex sah ihn wütend an und wandte sich ab. Scheiß auf den verdammten Kaffee! Er musste sich wieder sammeln, einen klaren Kopf bekommen und auf der Stelle dieses Haus verlassen!
„Halt deine blöde Klappe, Brewer!“, warf Alex noch in den Raum, während er die Küche verließ und auf das Badezimmer zusteuerte. Dave schüttelt ungläubig den Kopf und begann zu frühstücken. Danach machte er sich offiziell zurück auf den Weg nach Drovers.
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#114

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Chapter 7
Gedankenverloren ritt Stevie immer weiter und weiter, ohne überhaupt zu bemerken, wo sie sich befand. Mittlerweile war sie schon vom dem Weg abgekommen, dem sie eigentlich folgen wollte. Urplötzlich befand sie sich im Wildschutzkorridor und zwar so tief drin, dass sie sich gar nicht mehr zu Recht fand. Panisch blickte sie um sich und versuchte sich an irgendetwas zu orientieren oder sich zu erinnern, doch wollte ihr das nicht gelingen. Was war nur mit ihr geschehen? Sie kannte die Gegend um Drovers und Killarney doch wie ihre eigene Westentasche. Wieso fand sie sich jetzt in diesem Augenblick nicht zurecht? Sie wusste, dass man, wenn man erst einmal tief genug im Wildschutzkorridor drin war, nicht mehr so einfach heraus kam. Das wurde ihr gleich von Anfang an eingehämmert und auch sie gab es an jeden weiter, der es auch nur wagte einen Gedanken daran zu verschwenden, die Neugierde über das Erkunden der unberührten Natur zu befriedigen. Immer und immer wieder hatte sie gepredigt, sich nicht alleine auf dieses doch so wunderschöne Fleckchen Erde zu bewegen. Nun, aber fand sie sich selbst darin wieder und sah sich nicht mehr aus diesem Irrgarten heraus kommen. Zitternd zückte sie ihr Handy und versuchte die Nummer von Drovers zu wählen. Mit klammen Fingern hielt sie das Telefon vor sich und erschrak beinahe zu Tode, als sie auf das Display sah. Der Balken in der oberen rechten Ecke, er blinkte. Sie hatte kein Empfang. Dieses Geblinke machte sie ganz wahnsinnig und wütend schrie sie um sich, während sie das blöde Ding von Handy irgendwo ins Gras schmiss. Stevie überkamen Weinkrämpfe und ihr Körper zitterte wie Espenlaub. Sie stieg von dem braunen Wallach ab und suchte ängstlich nach ihrem Handy. Doch vergebens, es wollte einfach nicht mehr gefunden werden. Vollkommen fertig sank sie in das noch taufrische Gras und weinte, als würde sie kein Morgen mehr sehen. Nach endlos langen Minuten, die sie auf dem Boden lag, regte sie sich wieder und drehte sich einmal auf die rechte Seite, um sich wieder aufzurichten. Plötzlich spürte sie etwas in ihrer Hand, das sich wie ein Gegenstand anfühlte. Sehen konnte sie Nichts, denn der feuchte Schleier, der sich auf ihren Pupillen festgesetzt hatte, versperrte ihr die klare Sicht. Sie tastete eine Weile nach dem Gegenstand und war ihres Lebens froh, als sie erkannte, was es war. Ihr Handy.

Manchmal war es verrückt. Man suchte etwas und es lag einem direkt vor der Nase, doch man sah es einfach nicht. Glücklich darüber, endlich ihr Handy wieder gefunden zu haben, stieg sie wieder auf Banjo und machte sich auf den Weg um eine etwas höher gelegene Stelle in diesem verdammten Irrgarten zu finden. Die Stunden vergingen. Stevie hatte jegliches Gefühl für Zeit und Raum verloren, als sie endlich eine Anhöhe erreichte. Hastig sprang sie von ihrem Pferd und trat dabei so blöd auf, dass sie mit ihrem Fuß wegknickte. Auch das noch! Stevie fluchte wie eine wild gewordene Furie vor sich hin, so sehr, dass sie im ersten Moment überhaupt nicht realisierte, wie schmerzhaft es war. Weinend und humpelnd quälte sie sich auf den Berg und nahm noch einmal ihr Handy in die Hand. Wenn sie jetzt keinen Empfang bekam, dann würde sie auch nicht mehr wissen, was sie tun sollte. Doch für einen Moment schien das Schicksal es gut mit ihr zu meinen. Sie hatte endlich Empfang. Mit zitternden Fingern und einem immer noch schleierhaften Blick tippte sie die Nummer von Drovers ein. Ängstlich hielt sie sich das Handy ans Ohr und hörte das erleichternde Freizeichen. Doch es machte nur immer tut…tut…tut! Was war das für eine gemeine Welt, für ein ungerechtes Schicksal! Wieder von schrecklichen Weinkrämpfen heimgesucht, drückte sie auf den Knopf mit dem roten Hörer und wählte sogleich eine andere Nummer. Die von Killarney. Vielleicht war Alex ja noch nicht unterwegs. Ganz sicher wurde auch er von einem tierischen Kater heimgesucht und versuchte sich erst jetzt quälend aus dem Bett zu bewegen. Alex würde sie auslachen, das wusste sie, aber es war ihr ganz egal. Denn für sie gab es nichts Schlimmeres, als hier so qualvoll zu sterben.

„Wer stört?“, brummte die ihr so vertraute Stimme ins Telefon. Stevie war außer sich vor Freude. Noch nie zuvor hatte sie sich so sehr daran erfreut, seine Stimme zu hören, wie in diesem Augenblick
„Alex…ich…ich habe einen dummen Fehler begangen…ich brauche deine Hilfe!“
„Stevie was soll das? Wieso rufst du denn deswegen an? Wir müssen reden, das ist Fakt, aber doch nicht am Telefon! Hat das nicht noch etwas Zeit? Ich bin gerade auf dem Sprung.“
„Was? Wovon redest du denn? Aber gut, wie du willst. Ich brauch dich nicht und ich lasse dich in Ruhe, keine Sorge!“, wütend drückte Stevie auf den Hörer und legte auf. In ihrer Euphorie und Wut sprang sie auf und wollte wieder zu Banjo laufen. Aber durch die, immer noch von Tränen verschleierten Augen und der ungeheuren Wut im Bauch achtete sie nicht darauf, dass ihr etwas im Weg lag. Sie stolperte über irgendetwas und fiel zu Boden. Dabei spießte sie sich regelrecht auf. Sofort setzt der Schockzustand ein und in Windeseile stand sie wieder auf. Sie spürte den Schmerz nicht, aber sie sah wie sich eine Blutlache auf ihrem Hemd bildete. Sie zog sich das Hemd aus und band es sich um den Bauch.
Stevie konnte manchmal so unglaublich stur sein und vermochte meist Dinge erst zu tun, ehe sie nachdachte. Wie eben gerade in diesem Moment. Manchmal kamen solch unüberlegte Dinge auch mit Unachtsamkeit in Berührung und diesmal war die Unachtsamkeit begleitet von einer schlimmen Verletzung.

Auch Alex hatte diesen unglaublichen Hang zur Sturköpfigkeit, doch oh Wunder, diesmal dachte er nicht daran aufzugeben. Er entschied sich, seine beste Freundin zurück zu rufen, um zu erfahren, was in ihr vorging. Es war früher Morgen und Stevie hätte nicht angerufen, wenn es nicht wirklich dringend gewesen wäre. Nicht um diese Zeit!
Stevie selbst erschrak, als das Handy in ihrer Hand vibrierte und ging eilig ran. Sie schluchzte zuerst ins Telefon, ehe sie sich meldete.
„Stevie, was ist los? Warum weinst du?“
„Alex, ich bin hier irgendwo im Nirgendwo und weiß nicht, wie ich wieder nach Hause kommen soll. Ich kenne mich komischerweise nicht mehr aus…ich weiß nicht genau wo ich bin…ich weiß ja noch nicht einmal wie ich hierher gekommen bin… dann bin ich eben auch noch gefallen und blute…“
„Stopp! Warte einen Moment und atme erst Mal tief ein und wieder aus. Dann noch mal ganz langsam von vorne. Wo steckst du?“
„Ich sagte doch, ich habe keine Ahnung! Alex, hol mich hier raus, bitte!“, flehte Stevie ihn an.
Alex lachte auf, er verstand nicht ganz, was das Ganze sollte.
„Was? Von wo soll ich dich denn holen?“, sagte er immer noch lachend.
„Was gibt es denn da zu lachen? Du Idiot, ich stecke hier irgendwo im Wildschutzkorridor fest und weiß nicht mehr wie ich hier rauskommen soll und du lachst mich aus! Toller Freund!“
„Du bist wo? Stevie warum machst du denn so eine blöde Sache?“
„Hallo? Hörst du mir überhaupt zu?“
„Schon gut, schon gut! Ich hole dich da raus, ich verspreche es dir Stevie! Wie schlimm ist denn die Verletzung? Kannst du laufen?“
Alex versuchte beruhigend auf seine beste Freundin einzureden, doch so richtig wollte ihm das nicht gelingen. Wenn Stevie ihm nicht genauer sagen konnte, wo sie steckte, dann würde es schwierig werden sie zu finden. Er musste sich beeilen, da er nicht wusste, wie schlimm die Verletzung war, die Stevie hatte.
„Ich blute am Bauch und hab es schon abgebunden, aber es hört nicht auf Alex. Es will nicht wieder aufhören…“
Jetzt wurde Stevie langsam richtig panisch. Schlimm genug, dass sie nicht wusste, wo sie steckte, aber die Blutung machte ihr weitaus Sorgen.
„Steves, sieh dich um und versuch ein wenig zu beschreiben, wo du dich befindest. Ich brauch ein paar Anhaltspunkte. Wie soll ich dich sonst finden?“
Alex war inzwischen auf dem Weg zum Auto und versuchte unterwegs immer wieder beruhigend auf Stevie einzureden. Er hatte nun auch den Ernst der Lage erkannt und merkte, wie verzweifelt und angstvoll seine beste Freundin verständlicherweise war.
„Was weiß denn ich? Hier stehen lauter Bäume rum und ab und zu kreuzt auch mal ein Tier meinen Weg. Ich bin auf einer Anhöhe, da ich nirgendwo Empf…“
Alex hörte nur noch ein ohrenbetäubendes Knacksen und die Leitung war verstummt. Auch, wenn er noch immer nicht so recht verstand, was Stevie im Wildschutzkorridor machte, hatte er große Sorgen, wie er sie finden sollte. Das unberührte, fast beängstigende Fleckchen Erde war hunderte von Quadratkilometern groß. Mit einem motorbetriebenen Fahrzeug durfte man dort nicht hinein, es war strengstens untersagt. Doch wie sollte er sie sonst finden? Mit dem Pferd? Das würde zu lange dauern, auch wenn er ein sehr erfahrener Reiter war, so konnte er doch nicht schnell genug sein. Aber nirgendwo war vermerkt, dass es nicht ganz und gar nur mit dem Pferd ging. Er fuhr also zum Flugplatz und stieg in den Hubschrauber und begann den Wildschutzkorridor zu überfliegen.

Alex wusste nicht, wie lange er nun schon die Landstriche überflog und noch immer war weit und breit nichts von Stevie zu sehen. Es fing schon langsam an zu dämmern. Je mehr die Dunkelheit sich über das Outback legte, desto unruhiger und Angst einflössender wurde es. Stevie war nicht zu erreichen und so hatte er nur eine winzige minimale Chance, sie zu finden.

Stevie zog unterdessen ihre Knie an sich und kugelte sich wie ein Igel zusammen. Sie hatte Angst, furchtbare Angst und ihr wurde von Minute zu Minute kälter. Sie fröstelte stark, ihre Tränen waren nicht nur ausgetrocknet, sondern regelrecht erfroren und lagen wie kleine Eiskristalle auf ihrem Gesicht. Einzig und allein Banjo, gab ihr die Kraft und den Mut, ihre ach so schwachen Augen geöffnet zu halten. Sie merkte, wie sich eine unendliche Müdigkeit in ihr breit machte und vollkommen Besitz von ihr ergriff. Stevie wusste genau, dass sie nie wieder aufwachen würde, wenn sie jetzt zusammensackt und die Augen schließen würde. Sie wäre zu schwach um wieder aufzuwachen, denn durch den Blutverlust an ihrer Wunde, wurde sie immer schwächer und schwächer. Bei Verletzungen solcher Art sollte man nie einschlafen, sondern versuchen wach zu bleiben. Doch das war einfacher gesagt, als getan. Langsam, aber sicher wurden ihre Lider immer schwerer und die Kraft, die es aufzuwenden galt, die Augen geöffnet zu halten, schwand immer mehr ins Nichts. Genauso, wie sich die Stille und die beängstigende schwarze Dunkelheit über das Outback legte, genauso legte sich der Schleier nun auch vor ihren Augen nieder. Alex würde sie wohl nicht mehr finden, vielleicht suchte er auch gar nicht erst nach ihr. Vielleicht dachte er, dass es ein Scherz war, als sie ihn vor Stunden aufgeregt angerufen hatte.
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Chapter 8
„Wie meinen Sie das? Wir können doch jetzt nicht einfach aufgeben!“, sagte Alex ungläubig und lief wütend auf den Mann der Luftrettung zu. Er rüttelte kräftig an seinem Arm und sah ihn mit einem bösen Blick an.
„Hören Sie, Mr. Ryan, ich verstehe ihre Sorge, aber ich muss auch an meine Männer denken. Wir suchen nun schon den ganzen Tag und haben noch nicht einen Anhaltspunkt. Es ist dunkel und der Regen setzt ein. Wir können heute nichts mehr tun, verstehen Sie doch!“, sagte der junge Mann beruhigend. Er wusste wie schwer, dies für Freunde und Angehörige der vermissten Person zu verstehen war. Aber er hatte eine Verantwortung zu tragen. Eine Verantwortung für sein Team und da stand es nun mal an erster und oberster Stelle, seine Männer zu schützen und sie keiner sinnlosen Gefahr auszusetzen. So leid ihm Alex auch tat und so gerne, wirklich gerne, er ihm auch helfen würde, er konnte es nicht. Alex selber schüttelte vehement den Kopf. Er durfte nicht aufgeben. Er durfte es einfach nicht. Er hatte Stevie versprochen, dass er sie finden würde. Er hatte es doch versprochen! Alex sank zu Boden. Er war vollkommen erledigt und unendlich müde. Die ganze Anspannung fiel plötzlich von ihm ab und er brach weinend in sich zusammen. Was hatte Stevie sich nur dabei gedacht? Wieso war sie denn in diese verdammte Gegend geritten? Sie wusste doch, wie schwer es war, dort wieder hinaus zu finden, warum verdammt noch mal hatte sie es denn getan? Alex fluchte, er war wütend. Wütend auf sich, wütend auf Stevie. Das Klingeln seines Satellitentelefons ließ ihn aufschrecken. Hastig nahm er es in die Hand und sprach hinein.

„Stevie? Wo bist du?“
Doch die Stimme am anderen Ende ließ ihn wissen, dass es nicht seine beste Freundin war.
„Alex…hier ist Nick. Anscheinend gibt es noch immer nichts Neues…“
Nick wusste nicht so recht, was er sagen sollte. Er war nicht gut in solchen Dingen, war er noch nie gewesen. Aber er machte sich Sorgen. Nicht nur um Stevie auch um seinen Bruder. Er wusste, wenn Alex sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war er stur und hielt daran fest. Er würde nicht aufgeben, ehe er Stevie gefunden hatte.
„Nein, wie du siehst gibt es nichts Neues. Ich hab auch keine Zeit weiter zu sprechen. Ich will die Leitung frei halten, falls Stevie doch noch einmal anruft und außerdem muss ich den Hubschrauber wieder starten. Wenn es was gibt, dann melde ich mich schon!“, sagte Alex entschlossen und legte sofort wieder auf.
Er mochte in diesem Augenblick einfach keine aufmunternden Worte von seinem Bruder hören, weil er sie nicht brauchte. Er würde Stevie finden und wenn es das Letzte war, was er in seinem Leben tat.
Alex lief also wieder eilig zum Hubschrauber und nachdem er aufgetankt und noch mal alle Checks gemacht hatte, flog er von neuem sämtliche Gebiete rund um das Naturschutzgebiet ab. Er wusste, dass es unmöglich war, Stevie zu sehen in der Dunkelheit, aber er wollte und konnte es sich nicht eingestehen! Er hatte es doch versprochen!

Stevie war inzwischen schon in einen fast komaähnlichen Zustand gefallen. Sie war noch bei Sinnen und wäre wohl auch noch ansprechbar gewesen, doch es dämmerte nun schon seit ein paar Stunden und von Alex war weit und breit noch immer nichts zu sehen. Mit letzter Kraft nahm sie noch einmal das Handy in die Hand und versuchte erneut auf den Knopf zu drücken, in der Hoffnung, dass es wieder an ging und sie noch ein Mal bei Alex anrufen könnte. Doch leider war dem nicht so. Stevie drückte mit aller Macht und Kraft auf die Taste des Handys aber es tat sich einfach nichts. Der Wind wurde immer stärker und nun setzte auch noch der Regen ein. Sie versuchte sich ein wenig umzusehen, um irgendeinen Schutz vor dem Regen zu finden. Doch leider fand sie auch das nicht. Es war wie verhext, kein einziger Baum in Sicht. Kurz überlegte sie, ob sie sich einfach auf Banjo setzen und weiter reiten sollte. Aber selbst, wenn dies eine Möglichkeit wäre, sie wusste sie hatte nicht die Kraft dazu. Sie konnte sich kein Stück weit mehr bewegen. Die Wunde blutete noch immer und wollte nicht aufhören. Dadurch, dass Stevie sie rechtzeitig versucht hatte zu stillen, blieben ihr ein paar Stunden mehr. Sie klammerte sich immer noch an die Hoffnung, dass Alex sie finden würde und es tatsächlich ernst genommen hatte, als sie ihn anrief. Verdammt wieso dauerte das nur so lange? So sehr sie sich auch versuchte immer wieder einzureden, Alex würde schon kommen, konnte es doch nichts an der Tatsache ändern, dass sie sich von Minute zu Minute immer schwächer fühlte. Inzwischen fiel ihr das Atmen immer schwerer und sie wurde unendlich müde. Sie war nun am Ende ihrer Kräfte angelangt und hatte absolut keine Chance mehr sich aufrecht zu erhalten. Ein letzter kräftiger Atemzug, der in ihr alles zusammenzog vor Schmerzen und sie sackte bewusstlos zu Boden.

Alex überflog nochmals sämtliche Stellen des Wildtierreservoirs und nahm wieder das Telefon in die Hand. Er wählte zum hundertsten Mal die Nummer von Stevie und hoffte inständig, dass sie noch ein Mal ranging. Doch, wie auch schon bei den etlichen Versuchen davor, hatte er diesmal genauso wenig Glück. Es war zum Verrücktwerden, er wusste nicht, wo er noch suchen sollte. Verflucht! Er hätte am Morgen vor Stevie wach werden sollen, dann hätte er sie in seine Arme gezogen und sie nie wieder gehen lassen. Warum hatte er am Tag zuvor nicht einfach gesagt, was er dachte und fühlte? Warum hatte er nicht einfach so lange nachgefragt, bis Stevie ihm erzählt hatte, was sie auf dem Herzen hatte? Er hätte es besser wissen müssen! Sie hatte noch nie von alleine und gerne über sich und ihre Gefühle gesprochen. Verdammt sie war seine beste Freundin, Alex hätte es besser wissen müssen! Aus reinstem Egoismus und puren Eigennutz hatte er gehandelt und ihr nicht gesagt, wie er sich fühlte in ihrer Nähe. Alex hatte Stevie nicht gesagt, dass er weiche Knie bekam, jedes Mal, wenn sie ihn ansah. Er hatte ihr nicht gesagt, dass sein Herz schneller schlug, wenn sie ihn anlächelte. Er hatte ihr nicht gesagt, dass er der Ohnmacht nahe war, wenn sie ihn ansprach. Alex rannen bei diesen Gedanken immer mehr heiße Tränen über die Wangen. Sie versperrten ihm die Sicht. Schnell wischte er sich diese weg und versuchte sich wieder ganz auf die Natur unter sich zu konzentrieren. Dann plötzlich sah er, wie sich etwas bewegte. Mit dem Hubschrauber flog er etwas näher heran und sah zuerst Banjo und dann sie. Stevie.
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Chapter 9
Alex landete mit dem Hubschrauber auf der nächstmöglichen Lichtung und wie durch eine märchenhafte Fügung kam Banjo auf ihn zu galoppiert. Alex schwang sich sofort auf den Rücken des braunen Wallachs und ritt so schnell wie möglich zu Stevie. Von weitem sah er sie schon. Der Mondschein und das Leuchten der Sterne waren in dieser Nacht besonders hell und führten ihn auf direktem Wege zu ihr. Es war ein merkwürdiges Schauspiel. Irgendwie schön und doch beängstigend. So als wenn diese Nacht ganz für Stevie und Alex gemacht wäre. Wie in einem Märchen oder doch eher wie in einem Trauerspiel, das demjenigen von Romeo und Julia ähnelte.
Stevies Körper hatte sich durch die Schwerkraft auf den Boden geschmiegt und regte sich in keinster Weise mehr.
Alex stürzte vom Pferd und rannte direkt auf Stevie zu. Alles in seinem Kopf überschlug sich. Sämtliche Gedanken und Gefühle wirbelten durcheinander. Er war nicht mehr in der Lage seine Handlungen bewusst auszuführen. Alles lief wie von selbst ab, so als wäre er keine Mensch sondern ein Maschine. Das zu Bodensinken genauso wie die Tränen, die seine Augen in Strömen hergaben, liefen automatisch ab. Alex hatte sie gefunden, so wie er es ihr versprochen hatte, doch es war zu spät.

Stevie war schon in einer vollkommen anderen Sphäre. Einen Augenblick lang überlegte Alex sie wieder allein zu lassen, um auf Banjos Rücken zum Hubschrauber zurückzukehren und Hilfe anzufordern. Doch irgendetwas in seinem Innern hielt ihn zurück. Etwas sagte ihm, dass es sowieso keine Rettung mehr für sie geben würde und er sie nicht alleine lassen sollte, nie wieder.
Immer wieder sah er von neuem auf Stevie herab und sagte erst mit leiser, dann immer mit einer lauteren Stimme ihren Namen in die nasse gespenstige Dunkelheit hinein. Alex war nun vollkommen am Ende seiner Kräfte angelangt. Der sonst so emotional und auch körperlich starke Alex Ryan, den so schnell Nichts und Niemand erschüttern konnte, war nun ein in sich zusammengebrochenes Häufchen Elend. Er zitterte am ganzen Körper und wurde mehr und mehr von Weinkrämpfen heimgesucht. Alex bemerkte nicht einmal, wie eine weitere schicksalhafte Fügung ihm die letzte Chance zu geben schien, noch ein letztes Mal Stevies Stimme zu hören. Die ganze Zeit über, seit er hier bei ihr ankam, ließ er ihre Hand nicht los und nun drückt etwas gegen die Seine. Zuerst glaubte Alex, dass er sich das Ganze nur einbildete, doch als Stevie nun auch die Augen öffnete und zu sprechen begann, schwanden augenblicklich seine Tränen und machten einem sanften glücklichen Lächeln Platz. Wenigstens für einen kurzen Moment.

Stevie versuchte zu lächeln, was ihr zuerst auch gelang. Solange bis ihr langsam bewusst wurde, dass dies wohl das letzte Wiedersehen mit Alex sein würde. Denn weit und breit war Niemand zu sehen. Keine Hoffnung auf Rettung mehr.
So sehr Alex sich auch gewünscht hatte, dass alles wieder gut werden würde, so wusste auch er, dass es nicht mehr lange dauern würde und er hätte sie endgültig und für immer verloren. Verloren... obwohl er sie noch nicht einmal richtig besessen hatte.
„Alex…ich…“, setzte Stevie an, doch wurde sie sogleich von ihm unterbrochen. Alex legte ihr einen Finger auf ihre weichen Lippen und begann selbst zu reden. Er holte noch ein Mal tief Luft und sah Stevie intensiv an.
„Warte einen Augenblick. Ich möchte dir zuerst etwas ganz Wichtiges sagen.“
Es entstand eine kleine Pause. Er wandte nicht ein einziges Mal seinen Blick von der Frau, die ihm doch so unendlich viel bedeutete, ab.
„Ich weiß, ich war ein Idiot. Ich bin einfach so sang- und klanglos verschwunden, ohne auch nur ein Mal daran zu denken, was ich dir damit antue. Aber weißt du, ich brauchte das, ich brauchte diese kleine Auszeit und mir ist in den vergangenen Wochen so einiges klar geworden.“
Alex erzählte Stevie alles bis auf das kleinste Detail. Angefangen mit dem Streit zwischen ihm und Harry, die Worte, die er mit anhören musste, als sein Vater mit dem kleinen Harrison sprach. Alex sprach von der Enttäuschung, die von ihm Besitz ergriff, als Stevie ihn weg schob und keine Zeit für ihn hatte. Die Verzweiflung, die sich in ihm ausbreitete und daraus der resultierende dumme Kuss mit Sandra. Die Flucht in die Stadt, die Sehnsucht nach seinem Zuhause. Nach dem Ort, an dem sein Herz zurückgeblieben war. Alex sagte Stevie auch das Wichtigste. Nämlich wie sehr er sie die ganze Zeit über vermisst hatte, und dass ihm bewusst geworden war, was sie ihm bedeutete. Wie sehr er sie liebte und immer lieben würde. Es sprudelte geradezu alles aus ihm heraus, alles was sich die ganzen letzten Wochen und Monate in ihm angestaut hatte. Er versuchte sich kurz zu halten und zu beeilen, denn er wusste, dass ihnen Beiden nicht mehr viel Zeit blieb. Aber es war wichtig, dass Stevie es erfuhr, bevor sie ihn für immer verließ.
„Ich liebe dich, Cowgirl. Mehr als alles andere in meinem Leben!“, sagte er zum Abschluss und nahm nun seinen Finger von ihren Lippen. Die ganze Zeit über hatte Stevie nichts sagen können und wollte dies auch nicht, denn ihr war bewusst, wie lange Alex darauf gewartet hatte, ihr dies zu sagen. Das wusste sie schon am Abend zuvor, doch hatte er genauso wenig wie sie den Mut gefunden.

Stevie fiel das Reden schwer, auch wenn sie die Schmerzen schon lange nicht mehr spüren konnte, versetzte ihr das Ziehen unter der Bauchdecke einen Stich nach dem Anderen. Stiche in ihr Herz.
„Ich liebe dich auch, mein Cowboy. Schon so lange!“
Sie wollte ihm noch so viel sagen, aber sie hatte Angst, dass die Zeit nicht mehr reichen würde für das Wichtigste und sie sollte Recht behalten. Stevie wurde wieder schwächer und sie wusste, dass sie nun nicht mehr aufwachen würde. Es würde das letzte Mal sein, dass sie blinzelte. Es würde das letzte Mal sein, dass sie Alex´ Lächeln sah, das letzte Mal, dass sie in seine stahlblauen Augen schauen durfte…
Alex realisierte das und wieder begannen die Tränen über sein Gesicht zu laufen.
„Stevie, verlass mich nicht! Bitte verlass mich nicht!“, schluchzte er immer wieder und wieder vor sich hin. Mit letzter Kraft hob Stevie ihre Hand und streichelte Alex über seine Wange. Mit dem Daumen fuhr sie sein Kinn entlang. So, wie sie es oft in ihren Träumen erlebt hatte. Sie bemerkte, wie ihr Arm immer schwerer wurde und dennoch setzte sie zu einer letzten Bewegung an.
„Ich werde dich nicht verlassen, Alex! Denn ich bin hier drin, dort bin ich für immer allgegenwärtig und für immer gefangen!“
Sie legte ihre Hand auf Alex Herz und lächelte ihn voller Zärtlichkeit an. Diese Worte nahmen Alex augenblicklich die Angst, die Angst sie zu verlieren. Es fiel ihm nun leichter sie gehen zu lassen. Denn sie hatte Recht, dort, ganz tief und fest in seinem Herzen verankert, würde Stevie immer einen wichtigen Platz haben und er würde sie nie wieder rauslassen. Alex berührte noch ein Mal ihre leidenschaftlich geschwungenen Lippen mit seinen. Kurzzeitig erwiderte Stevie den Kuss, ehe sie die Kraft schließlich vollkommen verlies und sie ihre Augen für immer schloss…

Stevie fiel wieder ins Koma und Alex lächelte zufrieden. Sie hatten sich gesagt, was sie dachten und fühlten und das war alles, was in diesem Augenblick und in den darauf folgenden Momenten, zählte.
Ein paar Minuten, nachdem Stevie ins Koma gefallen war, erschlaffte ihr Körper vollkommen und ihre Atmung setzte aus. Stevies Herz hatte einfach nicht mehr die Kraft gehabt weiter zu schlagen. Es hatte dies so lange getan und immer nur für einen Mann. Für Alex, die Liebe ihres Lebens. Alles Leben war aus Stevie gewichen und doch hatte man noch nie so etwas Anmutiges und Schönes gesehen, wie diese Frau, die mitten im Wildtierreservoir in Alex Armen lag.
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Chapter 10
Alex hob Stevies leblosen Körper auf seine Arme und trug sie ein Stück weit unter einen Baum. Was sich hier abspielte, war verrückt. Die ganze Szenerie glich immer mehr einem unwirklichen, aber zauberhaften Schauspiel eines Bühnendramas. Für Stevie war dieser Baum nicht zusehen gewesen, doch Alex sah und fand ihn. Er setzte sich unter eben diesen Baum und hielt sie noch immer fest in seinen Armen. Trockene Augen hatte er schon längst nicht mehr. Schon seit er den Hubschrauber verlassen hatte, flossen die Tränen über seine Wagen. Die heiße Flüssigkeit seiner stahlblauen Augen ergoss sich auf Stevies kalten, leblosen Körper. Irrwitzigerweise hoffte er inständig, dass seine Tränen, die Tränen der innigsten und wahrhaftigsten Liebe zu dieser Frau, sie wieder zurück auf die Erde holten. Doch auch, nachdem er keine einzige dieser Tränen mehr übrig hatte, kam sie nicht wieder zurück. Alex hob Stevie ein bisschen höher, so dass sich ihr Gesicht vor seinem befand und senkte seinen Mund auf ihren.

Alex schloss seine Augen und dachte für einen Moment an die vergangene Nacht. Die Nacht, in der sich Beide so nahe, wie nie zuvor waren. In der sie sich liebten bis aufs Äußerste. In der er es verpasst hatte, Stevie zu sagen, wie sehr er sie liebte. In der er es für besser hielt, ihr nicht zu sagen wie sehr er sich nach einem Leben in guten und wie auch in schlechten Zeiten mit ihr sehnte. Das Schicksal hatte erbärmlich zugeschlagen und Alex wusste, dass er sein Leben lang nie wieder so glücklich werden würde, wie in dieser einen vergangenen Nacht, die er mit ihr verbracht hatte. Mit Stevie, der Liebe seines Lebens.
Er lies von ihren Lippen ab, öffnete seine Augen und betrachtete sie einen Moment. Genau, wie die Nacht zuvor, fuhr er sanft die Konturen ihres zarten und lieblichen Gesichtes nach. Ein Gedanke schoss Alex durch den Kopf, wie ein Blitz erfasste er seinen Körper. Er wusste, was dieser zu bedeuten hatte und musste sich diesem fügen. Alex legte Stevie unter dem Baum ab und ging die paar Schritte zu Banjo hinüber. Er holte sich die Decke unter dem Sattel hervor und lief zu Stevie zurück. Er breitete sie aus und bettete die Frau, die er über alles liebte darauf. Dann griff er an seinen Gürtel und nahm die kleine Tasche ab. Er holte das Messer heraus und setzte an seinem Handgelenk an. Dabei drehte er sich von Stevie ab. Er wollte sie nicht beschmutzen mit seinem Blut. Alex hatte gut getroffen, das Blut spritze wie eine Fontäne aus seinem Handgelenk heraus. Er wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, wenn er die Schlagader getroffen hatte. Doch so schnell wollte er nicht gehen. Alex musste es noch ein wenig hinauszögern. Also verband er sein Handgelenk ein wenig mit dem zerfetzten Hemd.
Ein letztes Mal berührte Alex das Gesicht von Stevie und legte sich dann ganz eng neben sie. Er nahm ihre schlaffe Hand und drückte sie ganz fest in seine. Dann schloss er seine Augen, löste den Stoff an seinem Handgelenk wieder und wartete auf die Erlösung.
Den Kummer hatte er schon längst verdrängt und den Schmerz spürte er nicht mehr. Das Gefühl, welches ihm Stevies Hand in seiner gab, betäubte ihn bis sein Herz, in diesem Leben, ebenfalls aufhörte zu schlagen…

Am nächsten Morgen machte man sich auf Nicks Drängen hin wieder auf die Suche nach Stevie und nun auch nach Alex. Nick hatte einen ganz merkwürdigen Traum gehabt. Einen Traum, wie ihn sonst nur Tess hatte.
Man fand den Hubschrauber auf einer Lichtung nicht unweit von der Stelle, an der man schließlich auch die beiden Leichen von Stevie und Alex fand. Das Bild, welches sich der Rettungsmannschaft bot, war grausam und doch zeugte es von einem Gefühl, welches sich unschwer beschreiben lies. Die innere Verbundenheit und die das Leben überdauernde Liebe zweier Menschen, öffneten wohl vielen der Rettungskräfte die Augen und wurde zum Sinnbild der Organisation, die Nick und Tess ins Leben riefen. Die Organisation: „Stevie und Alex-Lebensrettung im Outback“
~~~ The End ~~~
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