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Dianchen
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#51

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Autor: Dianchen
Hauptcharaktere: Stelex und auch die anderen werden i-wie ein wenig darin vorkommen
Inhalt: Stevie und Alex, stur wie eh und je. Aber werden sie es schaffen? Werden sie eine gemeinsame Zukunft haben können?
Raiting: K+
Spoiler: Nein
Chapter: 45 + Epilog
Geschrieben: 2008-2010
Disclaimer: Alle MLT Charaktere sind Eigentum von Nine Network, The South Australien Film Corporation and Millenium Televison. Diese Fanfic wurde lediglich zum Spaß geschrieben und nicht um damit Geld zu verdienen. Jegliche Ähnlichkeiten zu Lebenden und Toten Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt. Alle weiteren Charaktere sind Eigentum des Autors.

Chapter 1
Fiona und Alex saßen vor dem Pub und unterhielten sich darüber, wie sie sich damals kennen gelernt hatten. Es herrschte eine gedrückte Stimmung, denn es war viel passiert in der letzten Woche. Alex musste erfahren, dass Fiona eine Fehlgeburt hatte. Dies nahm ihn sehr mit, er war am Boden zerstört, wusste nicht wie es weitergehen sollte und dennoch war er sich sicher gewesen, dass er und Fiona es irgendwie schaffen würden mit der Situation fertig zu werden. Aber es kam noch viel schlimmer. Traurig genug, dass sie nie zusammen Kinder haben würden, doch Fiona hatte ihm auch noch die ganze Zeit etwas vorgemacht. Sie war nie schwanger gewesen. Er hatte dies zufällig erfahren, als er ein Gespräch zwischen ihr und Sandra belauscht hatte. Nun hatte er sich von seiner Ehefrau dazu überreden lassen, mit ihr nach Gungellan in den Pub zu fahren. Denn er wollte wirklich alles versuchen um ihre Ehe zu retten. Fiona war sehr darauf bedacht, alles wieder gut machen zu wollen. Aber für Alex war es nicht so einfach, da weiter zu machen, wo sie aufgehört hatte ihm gegenüber ehrlich zu sein. Er konnte einfach nicht vergessen, dass Fiona ihn angelogen hatte. Wäre es nur irgendeine unbedeutende Sache gewesen, hätte er ihr vermutlich verzeihen können, denn er liebte Fiona wirklich sehr. Nur ein Kind, eine Schwangerschaft war keine unbedeutende Sache und es würde seine Zeit brauchen, bis er wieder Vertrauen gewinnen konnte.

„Ich bin froh, dass wir uns begegnet sind. Ich liebe dich so sehr.“
Fionas Stimme klang etwas unsicher und bei ihren Worten legte sie ihre Hand auf seinen Arm. Langsam wurde Alex wütend, er konnte es nicht ertragen, wenn sie versuchte auf heile Welt zu machen und alles zu ignorieren, was gewesen war.
„Was soll ich darauf antworten?“
„Das, was du willst.“
Fiona verstand die Welt nicht mehr. Sie war erschrocken darüber, dass Alex gleich so wütend wurde. Dieser Zorn in seinem Gesicht, das war nicht der Mann, in den sie sich verliebt hatte. Sie versuchte doch nur ihm zu sagen, was sie empfand.
„Genau. Sage ich nichts, wirkt das doch gemein. Zwing mich nicht es auch zu sagen.“
„Ich kann doch nichts für meine Gefühle.“
„Ich auch nicht.“
In diesem Moment kam Riley aus dem Pub und steuerte geradewegs auf die Beiden zu. Er hatte Alex gegenüber dringenden Erklärungsbedarf.
„Hallo Alex, tut mir Leid wegen heute.“
Als Alex Riley sah, wurde er nun noch wütender.
„Wo haben sie gesteckt, Mann?“, fragte er gereizt.
„Es war ein Notfall…“, versuchte sich Riley zu verteidigen, was ihm allerdings nicht wirklich gelang, denn er wurde sofort von Alex unterbrochen.
„Sagen Sie mir einen Grund, warum ich Sie nicht entlassen sollte?“
„Seien Sie ruhig, dann sag ich´s Ihnen.“
Jetzt wurde auch Riley ziemlich wütend. Er ließ sich von Niemand einfach so grundlos anfahren. Er hasste es, wenn man ihn nicht ausreden ließ und schon gar nicht, wenn es Alex Ryan war. Die Beiden waren in letzter Zeit schon ziemlich oft aneinander geraten.

Stevie wollte gerade ein wenig frische Luft schnappen und allein sein, um über die nächsten Tage, Wochen und Monate nachzudenken. Es würde nicht leicht werden. Sie hatte große Angst, dass sie ins Gefängnis musste. Was sollte denn Rose von ihr denken? Sie würde sicher mächtig stolz auf ihre kriminelle Mum sein, dachte sie ironisch.
Aber nichts da, mit in Ruhe nachdenken und frische Luft schnappen. Sobald sie draußen stand, bekam sie mit, wie sich Alex und Riley anschnauzten.
Fiona schaltete sich jetzt auch ein, sie wollte schließlich mit Alex allein sein und einen schönen Abend verbringen. Hatte sie doch so sehr gehofft, alles würde so schnell wie möglich wieder wie vorher sein.
„Kann das nicht bis morgen warten?“
„Nein, kann es nicht!“ gab Alex ihr unmissverständlich zu verstehen.

Riley wollte den beiden nicht den Abend verderben und versuchte Fiona nun zu beschwichtigen.
„Ich hatte echt nicht vor zu stören.“
„Das war die letzte Chance, Riley“, wütete Alex immer noch.
Nun war es um Rileys Ruhe geschehen. Er schrie zurück:
„Ich scheiß auf ihren Job, Ryan.“
Anschließend drehte sich Riley um und ging wieder zurück in den Pub zu Jodi und den anderen Mädels.

Stevie, die das Ganze unfreiwillig mitbekommen hatte, versuchte Riley nun zu verteidigen, indem sie Alex klar machen wollte, warum er den ganzen Tag nicht auffindbar gewesen war. Doch Alex ließ sich von ihr nichts sagen. Es machte ihn sogar noch wütender, dass sie sich immer und überall einmischte. Aber wieso machte es ihn nur so wütend? War sie nicht seine beste Freundin? Hatte sie nicht sogar ein Recht dazu, sich einzumischen?
„Hey, er hat geholfen Moira´s Betrieb zu retten. Entschuldige dich bei ihm“, fuhr Stevie Alex an.
Fiona konnte Stevie nicht auch noch ertragen. Jetzt da sie und Alex versuchen wollten, sich wieder näher zu kommen, tauchte nun plötzlich noch seine beste Freundin auf. Fiona hatte die Beiden immer mit Wehmut betrachtet. Sie war eifersüchtig auf Stevie, wie gut sie mit Alex zu Recht kam. Sie war wütend auf Stevie, weil sie immer und überall an ihrem Alex klebte. Noch immer hatte sie sich nicht damit abgefunden, dass die beiden beste Freunde waren und das würde sie auch nie tun, nicht so lange sie Fiona Webb-Ryan hieß. Oft wünschte sie Stevie das Schlimmste und auch diesmal wünschte sie sich die Rothaarige würde einfach dahin verschwinden, wo der Pfeffer wuchs und Alex endlich in Ruhe lassen.
„Stevie, wir wollten eigentlich mal alleine sein.“
Niemand schien bemerkt zu haben, dass Fiona sich zu Wort gemeldet hatte, dass sie überhaupt noch da war. Stevie war sauer, weil Alex sich immer wieder von seiner Frau einlullen ließ und Alex war wütend, weil Stevie sich schon wieder in sein Leben einmischte.

„Sag mir nicht, was ich tun soll!“, fuhr Alex nun Stevie an.
„Einer muss dir ja sagen, dass du dich wie ein Idiot benimmst!“
Stevie hatte nun genug, sie drehte sich um und ging.
Sie wollte doch einfach nur über ihre Zukunft nachdenken, stattdessen musste Alex schon wieder mit ihr streiten.
Zu oft hatten sie in letzter Zeit gestritten. Sie konnten nicht mehr normal miteinander umgehen. Zu lange hatte Stevie nur daneben gestanden und zugesehen, wie Alex sich von Fiona einwickeln ließ. Immer und immer wieder machte er Stevie für alles verantwortlich. Egal, was es war, immer war sie an Allem Schuld, wenn irgendetwas nicht stimmte. Erst gestern hatte Alex herausgefunden, dass seine beste Freundin die ganze Zeit von der fingierten Schwangerschaft gewusst hatte.
Flashback:
Am Abend kam Alex überraschend mit einem Sixpack Bier bei Stevie vorbei. Sie und Moira standen gerade in der Küche und hatten mit Jodi telefoniert, die mit Kate und Regan in Gungellan im Pub war, um bei Leo ein mögliches Geständnis heraus zu kitzeln.
Sie waren alle der Überzeugung, dass er Harry umgebracht hatte. Da die Polizei der Meinung war, dass die Beweise für Stevie, als in Frage kommende Mörderin, sprachen, mussten die Mädels nun selbst nachforschen und versuchen heraus zu finden, wer der tatsächliche Mörder war. Alle waren sich einig, dass Stevie es nicht gewesen war. Sogar Kate glaubte inzwischen fest daran, obwohl sie Stevie der Polizei ausgeliefert hatte. Sie wollte doch nur das Richtige tun und dachte, dass die Polizei schon herausfinden würde, dass Stevie unschuldig war.
Nur sagten die Beweise, die Kate übergeben hatte, genau das aus, was sie alle nicht glauben wollten und auch nicht konnten.
„Ja danke, halt uns auf dem Laufenden.“, beendete Moira das Telefonat.
„Na?“
„Es scheint alles gut zu gehen, Regan flirtet wie ein Weltmeister.“
„Kann ich mir vorstellen. Das ist meine letzte Chance, wenn Regan kein Geständnis rausholt, dann…“
„Keine Sorge, wir kriegen ihn.“
Moira versuchte Stevie ein bisschen Mut zu machen, denn so langsam schien ihr alles zu entgleisen.
„Klopf, klopf.“
Da stand er nun mal wieder in der Küche von Drovers, der Mann ihrer Träume. Wie gut es tat ihn zu sehen, seine Stimme zu hören, mit ihm zu sprechen.
„Tag.“, sagte Moira, grinste Alex an und ließ die Beiden allein.
Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass Stevie und Alex jetzt allein sein sollten. Sie wusste, dass beide mehr füreinander empfanden, als sie bisher dachten.
Sie drehte sich noch einmal um, sah wie beide sich anstrahlten und sich freuten einander zu sehen. Dann verließ Moira die Küche.

„Hallo“ kam es von beiden gleichzeitig.
„Oh, sieht aus, als könntest du eines brauchen.“
Alex zeigte auf das Bier, welches er mitgebracht hatte, um mal wieder ein paar nette Stunden mit Stevie allein zu verbringen. Er hatte diese Momente, die sie früher oft hatten, vermisst. Seit er mit Fiona verheiratet war, schien Stevie nicht mehr sehr oft mit ihm reden und Bier trinken zu wollen.
„Das könnte ich“, gab sie zu und lächelte.
Sie freute sich einerseits sehr darüber, dass er zu ihr kam, aber andererseits war sie doch sehr überrascht. Denn schon lange kam er nicht mehr ohne seine Frau zu Besuch.
Es musste also irgendwas vorgefallen sein, was ihn bedrückte und worüber er nur mit ihr reden konnte.
Sie gingen auf die Veranda. Stevie setzte sich auf eine Stufe und Alex lehnte sich an einen Pfeiler.
„Warum bist du nicht im Pub mit den anderen?“, fragte Alex, um die Sache, wegen welcher er eigentlich gekommen war, noch ein bisschen hinauszuzögern. Er wusste, er konnte immer zu Stevie gehen und mit ihr über alles Mögliche stundenlang reden. Sie hörte ihm immer aufmerksam zu und sie wusste, dass sie genau das Gleiche bei ihm tun konnte.
„Warum bist du nicht zu Hause bei deiner Frau?“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie weiter sprach: „Du siehst müde aus.“
„Da hast du Recht“ Alex setze sich nun neben Stevie auf die Stufe.
„Es ist ja auch viel passiert, seit du zurück bist.“
„Stevie…du ahnst gar nicht wie viel“, sagte Alex etwas bedrückt. Die Erinnerungen stiegen wieder in ihm hoch. Vor ein paar Stunden musste er mit anhören musste, dass Fiona nie schwanger gewesen war.
„Du hattest viel zu verkraften“, sagte Stevie ein wenig mitleidsvoll, denn es war nicht einfach für Alex mit dem Tod seines Vaters fertig zu werden, das wusste sie.
Es war noch nie einfach für Alex gewesen. Er hatte sich oft mit Harry gestritten und dann musste er erfahren, dass Harry gar nicht sein leiblicher Vater war. Trotzdem hatte er Zeit seines Lebens diesen Sturkopf gern gehabt.
„Es gab kein Baby, keine Schwangerschaft. Fiona hat die ganze Zeit gelogen.“
Also doch, das war es also, was er auf dem Herzen hatte.
Stevie konnte nur erahnen, was jetzt folgen würde. Sie wusste nicht, was sie nun tun sollte. Sollte sie einfach nichts sagen? Ihn anlügen und sich verhalten als wäre sie überrascht?
Oder sollte sie ihm sagen, dass sie es die ganze Zeit gewusst hatte?
Aber zu spät, sie hatte zu lange darüber nachgedacht und sehr überrascht wirkte sie wohl auch nicht. Alex hatte es schon längst bemerkt.
„Du hast es gewusst?“
Stevie nickte. Sie konnte ihn nicht anlügen, auch wenn sie ihm und sich selbst diese Situation gern ersparen würde.
„Wie lange?“ Alex war überrascht und verletzt, dass Stevie die ganze Zeit über wusste, dass Fiona nicht schwanger gewesen war.
„Seit der Jungesellinnenabschiedsfeier. Ich wollte es sagen, aber…“
„Aber was?“, unterbrach Alex sie sogleich. Wieso hatte sie nichts gesagt? Früher hatten sie sich doch auch alles erzählt. Sie wussten alles voneinander. Alex sah seine beste Freundin gespannt an. Egal, was sie nun sagen würde, er war verletzt und nichts konnte daran etwas ändern.
„Ich wusste nicht, was ich sagen sollte und dann war die Geschichte mit Harry…“, versuchte Stevie sich zu verteidigen. Doch das war nicht, das was Alex hören wollte. Das Wichtigste war doch für ihn, dass Stevie ihm erklärte, warum sie nach der Fehlgeburt nichts gesagt hatte. Sie wusste, wie sehr ihn das mitgenommen hatte. Alex war sofort zu ihr gefahren, wie immer, wenn er etwas zu verkraften und zu verarbeiten hatte.
„Ja? Was ist mit der Fehlgeburt? Warum hast du es mir da nicht gesagt?“
„Ja, ich weiß, ich hätte…“
Stevie wurde von Alex unterbrochen, der nun mehr als enttäuscht war.
„Ein Anruf, eine Unterhaltung, das hätte gereicht.“
„Alex, lass es nicht an mir aus!“
„Stevie, ich habe gedacht wir wären Freunde. Freunde helfen einander.“
Immer noch schaute er Stevie ungläubig an.
„Ich habe die Frau nicht geheiratet, sondern du!“ platzte es aus Stevie heraus.
Wieso machte er immer sie verantwortlich, wenn es mit Fiona Ärger gab. Sie konnte nicht immer das machen, was ihm gerade in den Kram passte.
Manchmal wollte er, dass sie ihm alles erzählte, was sie wusste. Tat sie dies, schrie er sie an und sagte ihr, sie solle sich aus seiner Ehe raushalten. Nie konnte Stevie es ihm Recht machen, er hatte immer irgendwas zu meckern, egal, was sie tat oder nicht.
„Es wäre niemals ein guter Zeitpunkt gewesen es zu erfahren und es tut mir auch leid, dass kannst du mir glauben. Aber zurzeit habe ich selbst genug am Hals. Gute Nacht, Alex.“
Ohne ihn auch nur noch einmal zu Wort kommen zu lassen, stand sie auf und ließ ihn allein. Sie hatte keine Lust und auch keine Kraft für diese Diskussion.
Vielleicht, war es gut so gewesen, dass sie nicht einmal versucht hatte ihm davon zu erzählen, denn er hatte sowieso die ganze Zeit über eine rosarote Brille getragen.
Alles was gegen seine Fiona sprach, war nicht richtig.
Jeder, der was sagte, was ihm nicht gefiel, mischte sich in seine Ehe ein und hatte doch keine Ahnung.
Nun saß er allein mit seinen Gedanken auf der Veranda und starrte in den Himmel hinauf zu den Sternen…
Flashback Ende
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Chapter 2
Alex wollte diese Sache nun endlich klären, er war wütend auf Riley, wütend auf Stevie, wütend auf sich selbst. Stevie konnte ihn doch nicht so anschnauzen und ihn dann einfach stehen lassen. Nein, dieses Mal würde er dies nicht zulassen.
„Stevie!“ Alex stand wütend und ruckartig auf, stieß dabei an die Tischkante und ein Glas fiel zu Boden.
„Alex, lass sie doch.“
Er hörte Fiona, reagierte aber nicht, sondern lief Stevie hinterher.
„Stevie!“
Wieder rief er sie, doch Stevie wollte weder stehen bleiben, noch mit Alex weiter streiten. Sie hatte genug. Genug von den ewigen Streitereien, genug von Alex und genug von Fiona.
„Was es auch ist, ich will es nicht hören.“
„Dann hör auf, dich einzumischen.“
Stevie war nun mittlerweile bei ihrem Ute angekommen und wollte einfach nur noch weg, doch Alex gab nicht auf. Er war zu sehr darauf bedacht dies zu klären und anderen für alles die Schuld zu geben.
„Es war nicht das erste Mal mit Riley. Er hat es verdient.“
Nun war Alex auch bei dem Ute angekommen, seine Gesichtszüge waren vor Wut verzerrt.
„Wenn du die Wahrheit nicht wissen willst, schön. Dann geh zu Fiona und spiel weiter dein Spiel.“
„Du hast gut Reden. Wer behielt denn die Lügen für sich? Die geplatzte Verlobung, die fingierte Schwangerschaft. Du hast es vor mir gewusst“
„Ich habe gedacht, es geht mich nichts an, wie du immer sagst.“
„Damit hast du auch Recht.“
„Du kannst nicht beides haben! Such dir nicht aus, wann ich deine Freundin bin und wann nicht. Entweder du willst mich so, wie ich bin oder nicht.“

Stevie drehte sich zu der Wagentüre um und zog an dem Türgriff. Sie ließ sich hier doch nicht von ihm zum Affen machen. Mit jedem Wort, welches er zu ihr sagte, verstärkte sich der Schmerz in ihrem Herzen noch. Jedes Mal wenn er seine Frau verteidigte, jedes Mal wenn er sie anschnauzte und Fiona in Schutz nahm, schoss der Schmerz wie ein Messer in ihre Brust. Nein, sie konnte dies nicht mehr ertragen. Sie würde jetzt nach Drovers fahren und sich von Alex Ryan fernhalten.

In dem Auenblick, in welchem sie in ihren Ute einsteigen wollte, hielt Alex sie am Arm fest.
„Natürlich will ich dich!“ Stevie konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte.
Sie dachte, sie hätte sich soeben verhört, das konnte er doch nicht wirklich so meinen, wie sie dachte. Was war passiert? Das war genau das, was sie immer wollte. Sie liebte ihn über alles und das schon seit einer langen Zeit. Wie sollte sie nun reagieren, wenn im nächsten Augenblick genau das passieren würde, wonach sie sich schon seit er im Busch verschwunden war, gesehnt hatte? Egal, sie würde es einfach auf sich zu kommen lassen.

Die Beiden sahen sich in die Augen. Stevie konnte in Alex´ Blick dasselbe Verlangen erkennen, welches sie in ihrem Körper fühlte. Die Welt um sie herum versank. Sie vergaß wo sie war, sie vergaß die Probleme, die sie zurzeit mit ihrem besten Freund hatte, sie vergaß zu atmen. Alex´ Mund näherte sich langsam dem Ihren und Stevie bewegte ihren Kopf dem Seinen entgegen. Sie waren kurz davor sich zu küssen, als Fiona nach ihrem Ehemann rief.
“Alex?“
Wie von einer Tarantel gestochen schreckte Stevie zurück. Was tat sie hier? War sie wirklich kurz davor den Mann einer anderen zu küssen und dies in aller Öffentlichkeit?
Auch Alex Kopf fuhr ruckartig zurück. Oh mein Gott, er hätte beinahe Stevie geküsst. Stevie, seine beste Freundin und dies auch noch während seine Ehefrau nur ein paar Meter entfernt war. Im nächsten Augenblick hörte er eine Wagentüre knallen und Stevie steuerte ihren Ute mit quietschenden Reifen aus der Parklücke.
„Wo fährt Stevie hin?“, fragte Fiona.
„Nach Hause, wir auch.“
Alex hatte keine Lust mehr länger in der Stadt zu bleiben, er wollte einfach nur weg, sich darüber klar werden, was er fast getan hätte.

Auf dem Weg nach Killarney versuchte Fiona ein Gespräch mit Alex anzufangen, doch er war mit seinen Gedanken ganz woanders und hörte nur brockenweise, dass Fiona ihm das Angebot machte sich in Fisher ein Hotelzimmer zu nehmen und dort eine schöne Nacht zu verbringen.
„Ein anderes Mal vielleicht“, lehnte Alex das Angebot entschieden ab. Fiona war sich sehr wohl im Klaren, dass Alex nicht wegen des Verkehrs so fixiert auf die Straße war. Sie wusste, dass sie ihn verlieren würde, wenn sie sich jetzt nicht etwas einfallen ließ.
Immer noch hatte Alex die Szene vor Augen, die sich gerade zu getragen hatte.
Wieder und wieder ging er sie gedanklich durch.
Der Streit, ihre Worte, sein Verlangen.
Wie konnte das nur passieren?
Beinahe hätte er seine beste Freundin geküsst.
Der Gedanke daran jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken, sein Herz raste und plötzlich verspürte er das Verlangen sie wieder zu sehen.
Noch nie zuvor hatte er eine solche Sehnsucht nach einer Frau verspürt, wie jetzt, in diesem Moment nach Stevie.
Er sehnte sich nach ihrer Nähe, nach ihrer Stimme, ihrem Lachen, ihren Augen.
Ja, ihre Augen waren unglaublich, noch nie hatte er ihr so tief in die Augen geschaut.
Sie waren so rein und klar, in ihnen spiegelte sich etwas wieder, was er nicht beschreiben konnte. Er wollte sie unbedingt wieder sehen, so schnell wie möglich, noch heute. Das stand für ihn fest, egal, wie lange er auf diesen Moment nun noch warten müsste, Nichts und Niemand konnte ihn davon abhalten, noch an diesem Tag nach Drovers zu fahren.

Als Regan wieder zu den Anderen kam, erzählte sie ihnen, dass Stevies Wagen nicht mehr auf dem Parkplatz stand. Merkwürdig war es schon, aber Regan erklärte es sich damit, dass Stevie eben mal alleine sein wollte.
„Oh, das ist meine Schuld. Sie und Alex hatten meinetwegen Streit.“, gab Riley dann zu verstehen, hielt es aber bisher nicht für notwendig den Mädels etwas davon zu erzählen.
„Dann ist sie wohl nach Hause gefahren, um Dampf abzulassen.“, scherzte Kate.

Jodi war ein wenig besorgt um Stevie. Ihre Freundin hatte schon genug zu verkraften, nun musste sie auch noch einen Streit mit Alex haben. Das war nicht gut.
„Hoffentlich ist alles in Ordnung.“
„Ja, das hoffe ich auch.“, stimmte Regan ihr zu.

Sie unterhielten sich noch eine Weile, wie sie Stevie eine Freude machen könnten. Letztendlich ließ es Regan aber keine Ruhe und somit beschloss sie, Stevie zu folgen. Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie Stevie auf Drovers finden würde. Dennoch war dies ihre erste Anlaufstelle.

Stevie saß auf der Veranda und schaute in den Himmel. Die Sterne schienen so hell über Drovers, so als ob sie Jemandem den Weg weisen und sagen wollten: Hier ist sie.
Warme Tränen bahnten sich ihren Weg nach draußen und liefen Stevie über das Gesicht. Anfangs noch vereinzelte, aber nach und nach wurden es immer mehr. Bis sie nicht mehr konnte und laut schluchzte. Die Emotionen der letzten Tage hatten sich in ihr aufgestaut und nun wollten sie raus. Stevie weinte so laut, dass sie nicht einmal mitbekam, wie ein Auto auf den Hof fuhr.

Regan stieg aus dem Wagen, hörte ein lautes Schluchzen und lief in Windeseile in die Richtung aus der sie das Geräusch hörte.

Auf der Veranda sah sie dann ihre Freundin, die zusammengekauert auf der kleinen Bank saß und noch immer laut vor sich hin weinte. Ihre Knie zum Gesicht gezogen, welches auf ihnen lag, hörte Stevie nicht, dass Regan sich ihr näherte.
Als diese sie dann endlich erreicht hatte, legte sie einen Arm um Stevie und versuchte sie ein wenig zu beruhigen.
„Shhhht, ist ja gut. Alles wird wieder in Ordnung kommen, du wirst sehen.“
Stevie erschrak im ersten Moment, sah mit verquollen, rot unterlaufenden Augen hoch und war froh, dass Regan da war.
„Regan, ich weiß nicht mehr ein noch aus. Mir rutscht gerade mein Leben aus den Fugen. Alles hat sich verändert, seit ich des Mordes an Harry Ryan verdächtigt werde.“
Wieder füllten sich ihre Augen mit der salzigen, warmen Flüssigkeit.
„Stevie, ich weiß, es ist schwer, aber wenn du reden willst, dann kannst du immer zu mir kommen, egal wann und wo, ich bin immer für dich da.“
Ein kleines Lächeln huschte nun über Stevies Gesicht.

„Danke, ich weiß. Mir fällt es nur nicht immer sonderlich leicht. Ich konnte nie mit Jemanden über meine Gefühle und Gedanken reden. Ich kenne das nicht! Früher beim Rodeo, da hätte ich so manches Mal gerne mit Jemanden geredet, aber da war niemand. Irgendwann habe ich mich einfach damit abgefunden und das Rodeo, sowie die Ziele, die ich hatte, haben mich abgehärtet. Ich bin immun geworden gegen jegliche Sentimentalität. Nichts und Niemand habe ich an mich rankommen lassen. So habe ich gelebt und gefühlt, bis ich nach Drovers kam und Alex wieder traf. Seitdem ist alles anders und komplizierter geworden. Das alles hat aus mir ein sentimentales Wrack gemacht.“

„Ach, so ein Quatsch, Stevie. Das ist nicht wahr und das weißt du auch selber. Du bist jetzt ein Mensch, der auch mal Gefühle raus lässt und nicht immer in sich hineinfrisst. Du musst nicht mehr die harte Powerfrau spielen. Hier auf Drovers, bei den Menschen, die dich schätzen und lieben, hier kannst du Stevie sein, eine toughe, ehrgeizige und gefühlsbetonte Frau, die eben auch mal den Tränen ihren Lauf lassen muss, wenn es nicht mehr geht. Das ist nicht schlimm, so ist das nun mal im Leben, es kann nicht immer alles so laufen, wie man es gerne hätte. Es muss auch ab und zu mal ein paar unschöne Dinge geben. Stell dir mal vor, das ganze Leben wäre nur erfüllt mit Friede, Freude, Eierkuchen, dies wäre doch langweilig. Wir hätten nichts worüber wir uns ärgern könnten. Niemanden mit dem wir streiten könnten. Und wir könnten niemals Versöhnung feiern und die ist doch immer am Schönsten, findest du nicht?“

„Mag sein, nur scheine ich besonders von den unschönen Dingen verfolgt zu werden. Es ist so, als ob ich irgendwann einmal in meinem Leben den Typen da oben sehr verärgert hätte. Nun ist er mächtig sauer auf mich und lässt mich dafür büßen.“ Wehmütig sah sie hinauf in den Himmel und suchte nach einer Antwort auf ihr „Warum?“
Stevie überlegte einen Moment, ob sie Regan davon erzählen sollte, was sich vorhin beim Pub zugetragen hatte. Sie war sich nicht sicher, ob es richtig war, aber sie musste mit Jemanden darüber sprechen, denn so langsam schien sie alles innerlich aufzufressen.
Die Gefühle zu Alex, ihrem besten Freund, würde sie nicht mehr länger verbergen können. Tess war die Einzige, die ein wenig darüber wusste, doch sie war nun nicht mehr da und außerdem hatte sie genug mit ihrer kleinen Familie zu tun.
Claire hielt sie ganz schön auf Trab.
Erst gestern hatte Stevie mit Tess gesprochen und musste ihr die Neuigkeiten über die Verdächtigungen der Polizei erzählen, da Tess merkte, dass etwas nicht stimmte und sie keine Ruhe mehr ließ, bis Stevie alles berichtet hatte.
Es gab noch viel mehr zu erzählen, aber das behielt Stevie lieber für sich. Sie wollte nicht, dass Tess sich noch mehr Sorgen macht und sie unnötig mit ihren Gefühlen noch zusätzlich belasten.

„Willst du vielleicht darüber reden, was beim Pub vorgefallen ist? Riley hat angedeutet, dass du dich mit Alex gestritten hast. Und da du danach weggefahren bist, scheint es etwas zu sein, was dich noch zusätzlich belastet.“
„Wir haben uns nicht gestritten, das heißt, eigentlich ja, nur das ist nicht der Grund, wieso ich geflüchtet bin. Vorhin…“, Stevie zögerte einen Moment, sie war sich noch immer nicht sicher, ob sie es wirklich erzählen sollte.
„…vorhin vor dem Pub, da…Alex und ich…wir…wir hätten uns beinahe geküsst.“
Nun war es raus und irgendwie schien es Stevie dadurch etwas besser zu gehen. Regan schien nicht sehr überrascht zu sein. Ahnte sie etwa die ganze Zeit über schon etwas? War es denn so offensichtlich, dass Alex für sie mehr war, als nur ihr bester Freund?
„Naja, es war eigentlich schon lange zu erwarten.“

Stevie konnte Regan nichts vormachen. Seit sie damals nach Drovers kam, war eine Verbundenheit zwischen den beiden Frauen entstanden, die es sonst nur in unrealistischen Filmen gab. Sie hatten sich von Anfang an verstanden und gemocht. Ohne den anderen vorher gekannt zu haben und zu wissen, wie dieser tickte, war sofort die Sympathie da gewesen. Auch, wenn es manchmal etwas holprig gewesen war, da Regan einen entscheidenden Fehler gemacht hatte. Als sie wieder zur Vernunft kam, hatten die Beiden auch das überstanden und seitdem sind sie noch unzertrennlicher geworden. Eigentlich erzählten sie sich fast alles, nur wenn es um Probleme ging, die ihr Herz betrafen, dann verschloss Stevie sich, zog sich zurück und ging den Anderen und somit auch Regan aus dem Weg.

„War es das?“, fragte Stevie ihre Freundin etwas verblüfft. Nie hätte sie gedacht, dass es auffallen würde. Was war, wenn Alex es auch längst bemerkt hatte? Das wäre nicht gut. Stevie verspürte plötzlich Angst. Große Angst. Sie hatte Angst Alex für immer zu verlieren, wo sie ihn doch noch nicht einmal besaß. Nur wollte sie ihn nicht auch als ihren besten Freund verlieren.
„Nun ja, es ist nicht offensichtlich, aber seitdem Alex verheiratet ist, bist du anders. Du bist gereizter, trauriger. Fiona scheinst du nicht sonderlich zu mögen und du gehst Alex aus dem Weg.“
„Du kennst mich mittlerweile zu gut. Ich kann dir nichts vormachen, oder?“
Stevie musste schmunzeln, als sie das sagte.
„Aber so einfach ist das für mich nicht, ich kann nicht mehr so mit ihm umgehen wie früher. Seit er damals nach dem Feuer in die Stadt abgehauen ist, hat sich alles verändert. Er hat sich verändert, ich hab mich verändert. Alex sieht nur sie, alles und jeder, der was gegen seine Fiona sagt oder denkt, hat keine Ahnung, gibt ihr keine Chance und mischt sich in seine Ehe ein. Ich hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl bei der Sache, ich mochte sie einfach nicht, seit ich sie das erste Mal sah. Tja, und wenn ich an unser Gespräch von gestern Abend denke, dann hoffe ich für ihn, dass er mir nun endlich Glauben schenkt. Mein Gefühl hat sich nicht getäuscht, der erste Eindruck ist eben doch immer der Richtige.“
„Wieso gibst du Fiona eigentlich keine Chance? Sie bemüht sich wirklich sehr hier anerkannt zu werden und Fuß zu fassen. Alex scheint endlich wieder glücklich zu sein und wenn sie eben diejenige sein soll, dann versuche es doch zu akzeptieren. Er ist dein bester Freund, Stevie.“

„Wieso ich dieser Person keine Chance gebe? Du hast ja keine Ahnung, was sie getan hat.“
„Gut, dann erzähle es mir. So schlimm kann es nicht sein.“

Stevie konnte nicht fassen, dass Regan sich auf die Seite von Fiona stellte.
Aber woher sollte sie das auch wissen, denn niemals hatte Stevie mit Jemanden über all das gesprochen, was Fiona getan hatte.
Stevie erzählte Regan von der Verlobung Fionas, die noch ein paar Wochen vor ihrem Kennen lernen mit Alex bestanden hatte. Sie erzählte ihr auch von der Schwangerschaft, die nie eine war und wie Fiona versprach mit Alex darüber zu reden, ihm alles zu erzählen, noch bevor sie heiraten würden, es dann aber doch nicht getan hatte. Stevie erzählte auch von dem Gespräch am vergangenen Tag und wie Alex erst gestern herausgefunden hatte, dass seine beste Freundin dies alles schon seit einer Ewigkeit wusste und nichts gesagt hatte.
Regan war nun mehr als erstaunt darüber, dass Stevie so lange geschwiegen hatte.
Jetzt war ihr auch klar geworden, warum sie immer so gereizt war und Alex aus dem Weg ging.
Es musste sie unglaublich quälen, zu wissen, dass ihr bester Freund vielleicht einen Fehler mit der übereilten Hochzeit begangen hatte.
Und doch bewies Stevie unheimlich viel Courage, indem sie sich zurückzog, ihm gänzlich versuchte aus dem Weg zu gehen und alles dem Schicksal überließ.
Sie bewunderte ihre Freundin, denn sie selbst hätte nicht so einfach daneben gestanden und alles geschehen lassen, wie es geschah.
All das zeugte davon, dass Stevie mehr für Alex empfand als nur Freundschaft.

„Also, ich weiß nicht, was ich sagen soll… Ich bin total platt… Alex scheint dir wirklich sehr sehr viel zu bedeuten… Liebst du ihn vielleicht sogar?“
Vor dieser Frage hatte Stevie sich gefürchtet, sie wollte sich diese Frage nicht stellen, sie durfte nicht. Schließlich war Alex verheiratet.
„Was macht das für einen Unterschied ob ich ihn liebe oder nicht? Es spielt keine Rolle. Er liebt mich nicht, sondern sie. Ich muss es akzeptieren und versuchen mich damit abzufinden.“

„Stevie, aber ich sehe doch, dass dich das unheimlich zu quälen scheint. Rede doch mit Alex, sag ihm was du denkst und fühlst.“
„Was soll das bringen? Er ist verheiratet, niemals würde er sie verlassen. Wenn er mit ihr glücklich ist, dann bin ich es auch. Denn das ist alles, was zählt. Ich könnte es nicht ertragen ihn unglücklich zu sehen. Lieber mit Fiona und glücklich, als allein und unglücklich.“

„Wie kommst du darauf, er wäre noch glücklich mit Fiona? Woher willst du denn wissen, dass er unglücklich wäre ohne sie, wenn du nicht mit ihm sprichst?“

„Regan, bitte…lassen wir es so, wie es jetzt ist. Ich möchte nicht ihm reden, ich hab im Moment einfach nicht die Kraft und auch nicht den Willen dazu. Ich fühle mich, wie in einem Alptraum eines anderen Menschen. Ich bin des Mordes an Harry Ryan angeklagt und muss wahrscheinlich ins Gefängnis, vielleicht sogar für immer.“

„Stevie, aber ich dachte das hätten wir geklärt. Einer von uns wird immer in deiner Nähe sein. Kate hat einen Dienstplan aufgestellt und selbst Dave wird kommen. Und Alex…ja schon gut, ich höre auf. Aber du musst dir keine Sorgen machen, es wird alles wieder gut. Du wirst sehen in einer Woche bist du wieder hier und von aller Schuld freigesprochen.“

Es tat gut mit jemanden zu reden, das wurde Stevie bei diesem Gespräch bewusst. Es war Balsam für ihre Seele immer und immer wieder zu hören, dass alle glaubten sie sei unschuldig und würde schon bald wieder als freier Mensch nach Drovers zurückkehren.
Stevie lächelte Regan etwas verlegen an, diese nahm ihre Freundin in die Arme und schwieg. Stevie sollte ihren Emotionen einfach freien Lauf lassen und nie wieder allein mit all ihren Gefühlen und Gedanken sein, die sie innerlich auffraßen. Regan wünschte sich, nein, sie hoffte es so sehr, dass Stevie nie wieder so lange alles für sich behielt. Sie hoffte inständig, dass ihre Freundin ihr von nun an immer gleich alles erzählen würde.
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#53

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Chapter 3
Die restliche Fahrt nach Killarney verlief schweigsam. Fiona hatte begriffen, dass Alex keine Lust auf Plauderei hatte und musste sich damit fürs erste zufrieden geben.
Niemals würde sie ihn aufgeben, für nichts und niemanden auf der Welt würde sie sich ihren Alex wegnehmen lassen.
Sie würde alles dafür tun ihn zu halten, auch wenn dies bedeutete, dass sie über Leichen gehen musste. Hauptsache er würde bei ihr bleiben.
Sie ahnte nicht im Geringsten, dass Alex ganz anders darüber dachte. Er hatte sich eigentlich schon entschieden. Fiona hatte ihn belogen und verletzt und damit wohl für immer verloren.

Jetzt, da er diese neuen Gefühle entdeckt hatte, die ein Glücksgefühl nach dem Anderen durch seinen Körper jagten, war er sich ziemlich sicher, dass es für ihn keine Zukunft mehr mit Fiona geben würde.

Auf Killarney angekommen, verschwand Fiona sogleich im Bad, um sich frisch und bettfertig zu machen. Sie hoffte, trotz der eindeutigen Abfuhr, auf eine heiße Nacht mit Alex.

Sie zog sich ein aufreizendes Negligee an, betonte mit einem Kajal und Wimperntusche leicht ihre Augen und trug zart etwas von ihrem besten Parfüm auf.
Gerade als sie sich auf den Weg ins Schlafzimmer machte und sich so auf dem Bett positionierte, dass Alex ihr einfach nicht widerstehen könnte, vernahm sie das Klingen des Telefons. Sie hörte wie Alex ranging und mit jemandem sprach.
Nach ein paar Minuten kam Alex zu ihr ins Schlafzimmer und sie war sicher, dass ihnen nun eine schöne Liebesnacht bevorstand. Doch so, wie Fiona dachte, lief es nicht ab, denn Alex hatte einen Gesichtsausdruck, den sie zwar nicht so richtig deuten konnte, der ihr aber überhaupt nicht in den Kram passte.
“Ich soll dir einen schönen Gruß von deinem Vater bestellen. Er lässt dir ausrichten, dass das Geld für den Anwalt bereits überwiesen wurde.“, sagte Alex wütend.

Fiona war überrascht und versuchte einen unschuldigen Blick aufzusetzen. Natürlich wusste sie, was Alex meinte. Sie hatte ihren Vater gebeten Stevies Anwalt zu bezahlen und dieser tat alles für seine einzige Tochter. Mister Webb hatte einen Freund der Familie, der ihm noch einen Gefallen schuldete, gebeten die Verteidigung von Alex´ bester Freundin zu übernehmen. Er konnte jedoch nicht ahnen, dass seine Tochter mit ihrem Mann nicht über diese Dinge sprach.

„Wie er das wohl meint? Ich verstehe nicht, was er damit sagen will. Hat er nichts weiter gesagt?“, fragte Fiona Alex unschuldig.
„Sag mal, willst du mich eigentlich verarschen? Ich glaube, ich bin im falschen Film. Du hast versprochen nicht mehr zu lügen. Ich war gerade dabei dir wieder ein wenig zu vertrauen und du? Du lügst mich schon wieder an. Nicht nur das, du besitzt auch noch die Dreistigkeit und lügst mir mitten ins Gesicht. Als Höhepunkt setzt du einfach deinen Dackelblick auf und tust so unschuldig wie die Jungfrau Maria. Mir reicht es, ich hab genug von deinen Lügen, ich hab genug von dir. Ich will dich nicht mehr sehen, nie wieder!“
Alex schrie mittlerweile so laut, das Fiona in Tränen ausbrach und zusammengekauert auf das Bett zurücksank. Das Gesicht ihres Ehemannes war vor Wut verzehrt, seine Halsadern schwollen an und drohten zu platzen. Seine Augen waren weit aufgerissen und funkelten sie böse an.

„Ooooh, hör auf zu heulen, ich kann deine falschen Tränen einfach nicht mehr ertragen!“
Alex drehte sich um, verließ das Schlafzimmer und lief die Treppe zum Ausgang hinunter. Er konnte sie nicht mehr sehen, er musste hier weg. Weg von der Frau, die er einmal geliebt, die ihn aber nur belogen hatte. Mit einem Knall schlug er die Türe hinter sich zu, stieg in seinen Wagen und brauste, ohne ein bestimmtes Ziel, davon.

Auf Drovers waren Jodi und Kate unterdessen auch eingetrudelt und traten fröhlich und lachend auf die Veranda.
Sie unterbrachen ihr Gelächter jedoch sofort, als sie Regan sahen, die Stevie immer noch im Arm hielt und tröstete.
Sie setzen sich zu ihnen und bestürmten die beiden sofort mit sämtlichen Fragen.

Aus und vorbei war es nun mit der Ruhe auf Drovers Run, aber für Stevie war es gut gewesen, dass sie, sie zuvor einigermaßen genießen konnte.
„Stevie, wie geht es dir?“
„Alles in Ordnung mit dir?“
„Was ist mit dir und Alex passiert?“
„Wieso habt ihr euch denn schon wieder gestritten?“, fragten Kate und Jodi, ohne auch nur ein einziges Mal Luft zu holen.
„Hey Mädels, immer mit der Ruhe. Kommt doch erst mal an und holt Luft.“, sagte Stevie und verdrehte dabei gekonnt die Augen.

Jodi und Kate sahen sich an und mussten beide grinsen. Wie recht Stevie doch hatte, sie konnten beide manchmal richtig impulsiv sein.

„Mir geht es gut. Ich weiß nicht, welchen Streit ihr meint. Wer soll sich mit Alex gestritten haben? Ich? Niemals!“ Stevie sah lächelnd zu Regan. Diese wusste nicht so recht, was sie damit sagen wollte, wartete aber ab.
„Und warum hast du dann geweint?“, hakte Kate nach.
„Weil ich euch so vermisst habe.“
„Genau, wer es glaubt.“ Nun war es an Jodi, die ihre Augen verdrehte und ein gezwungenes Lächeln aufsetzte.
„Und überhaupt, wer ist eigentlich Alex?“, setzte Stevie, mit einem Grinsen, noch einen drauf.

Jodi wollte gerade noch etwas erwidern, als Drew, der Vorarbeiter von Kinsellas, auf die Veranda kam und sich zu den Mädels gesellte.
„Drew…ist es nicht eine ungewöhnliche Zeit für Verkaufsgespräche?“
„Deswegen bin ich nicht hier. Ich habe einen Brief für Sie, Stevie.“
Er gab ihr einen Umschlag und verabschiedete sich wieder.
„Ein ungewöhnlicher Postbote. Ich wusste gar nicht, dass Drew jetzt bei der Post arbeitet“, sagte Regan etwas erstaunt über diesen Auftritt.
„Aber der Brief muss ziemlich wichtig sein, wenn er jetzt noch vorbei kommt und ihn bringt“, sagte Kate.
„Vielleicht ist er ja von Sandra, zumindest ist es ihr Briefpapier. Willst du ihn nicht aufmachen, Stevie?“, fragte Jodi neugierig.

Stevie öffnete den Brief und las das Geschriebene durch. Die Mädels waren hinter sie getreten und schauten ihr über die Schulter, um diesen geheimnisvollen Brief mitzulesen.

„Aber…das…das ist doch nicht möglich!“, stotterte Stevie, als sie den Brief zu Ende gelesen hatte.
Sie realisierte gar nicht richtig, was auf diesem Blatt Papier stand. Der Brief war tatsächlich von Sandra und er enthielt ein paar äußerst interessante Neuigkeiten, was den Tod von Harry betraf.
„Stevie, weißt du was das bedeutet? Mensch, du bist unschuldig.“
Kate klopfte ihr mit großer Erleichterung auf die Schulter und strahlte über das ganze Gesicht. Nun waren alle in heller Aufregung und wieder sprachen sie alle durcheinander.
„Wir müssen sie suchen.“
„Ist heute nicht ihr Hochzeitstag?“
„Vielleicht ist sie ja an Harrys Grab.“
Stevie stand auf und war gerade auf dem Weg zum Stall, als sie den Mädels noch was zurief.
„Wir sollten die Polizei rufen. Ich werde zu Harrys Grab reiten und ihr müsst Alex anrufen. Er soll mich da treffen.“
Die Mädels schauten der Rothaarigen etwas skeptisch entgegen. Es war der helle Wahnsinn um diese Zeit noch allein mit dem Pferd durch das Outback zu reiten.
„Nun macht schon. Ein Versuch ist es doch wert.“, wies Stevie die Anderen an und verschwand in Richtung der Sallungen.
„Ja, ok…machen wir“, hörte sie noch die Antwort, ehe sie vollends verschwunden war und Banjo sattelte.
Stevie ritt so schnell sie konnte zu Harrys Grab, in der Hoffnung Sandra dort anzutreffen...
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Chapter 4
Sie fand Sandra tatsächlich an der letzten Ruhestätte ihres Ehemanns. Haarklein erzählte die blonde Frau, was sich an dem Mordtag und dem darauf folgenden abgespielt hatte. Sandra erzählte Stevie, wie einfach es doch gewesen war die Schuld auf eine andere Person zu schieben und bis zum heutigen Tage, hatte niemand Verdacht geschöpft. Doch nun, da sie heute ihren Hochzeitstag hätte feiern können, wurde Sandra wieder einmal mehr bewusst, was sie eigentlich getan hatte. Mit was für einer Last sie die ganzen Wochen über leben musste. Sie hatte sich dazu entschlossen, ihren letzten Weg zu gehen, um endlich wieder mit ihrem Mann vereint zu sein.
Sandra weinte bitterlich, bat immer wieder um Verzeihung und schrie den Namen des Mannes, der ihr so viel bedeutet hatte. Stevie konnte sie gerade noch in letzter Sekunde davon abhalten, sich die Klippe hinunter zu stürzen.

Die Minuten, die vergingen bis die Polizei und der Krankenwagen eintrafen, schienen endlos lang zu sein.
Sandra bekam, nachdem sie noch immer wie in Trance da lag und um sich schrie, von den Sanitätern ein paar Beruhigungsmittel gespritzt und wurde sogleich in den Krankenwagen gebracht.
Stevie wurde mit einer warmen Decke und einer heißen Tasse Tee versorgt.
Nun saß sie da und realisierte erst jetzt, was eigentlich alles geschehen war. Was sie alles mit anhören musste.
Immer wieder schossen ihr die Worte Sandras ins Gedächtnis. Sie sah ihr verzweifeltes Gesicht und ihre zerbrochene Gestalt vor ihren Augen.
Stevie stand unter Schock, sie konnte kaum trinken, so sehr zitterte sie am ganzen Körper.
Jetzt, da die ganze Anspannung von ihr abfiel und ihr bewusst wurde, was das nicht nur für Sandra, sondern auch für sie selbst bedeutete, brach sie weinend zusammen.

Alex hatte sich nach Regans Anruf sofort auf den Weg gemacht und war an den Ort gefahren, wo sein Vater seine letzte Ruhe gefunden hatte.
Das erste, was Alex sah, war sie. Um ihn herum waren so viele Menschen und so viel Trouble, doch er sah nur Stevie.
Wie sie da saß, völlig fertig, am Ende mit den Nerven und weinte.
Schnurstracks, ohne auch nur einmal nach links oder rechts zu sehen, ging er schnellen Schrittes auf Stevie zu.
Er wollte sie in den Arm nehmen, bei ihr sein, ihr zuhören, einfach nur für sie da sein.
So, wie sie es auch immer tat, wenn es ihm schlecht ging, wenn er sie brauchte.

Stevie hatte sich gerade wieder ein wenig beruhigt. Aber als Alex sich neben sie setzte, um sie in seine Arme zu nehmen und ihr Trost und Wärme zu spenden, kamen ihr wieder die Tränen.
Stevie wurde bewusst, wie schlimm es erst für Alex sein musste, wenn er erfuhr auf was für eine tragische Weise er Harry, seinen Vater, verloren hatte.
Alex nahm sie einfach in den Arm ohne irgendein Wort zu sagen. Er wog sie sanft hin und her, so wie ein kleines Kind, das hingefallen war, sich die Knie aufgeschlagen hatte und nun vor Schmerz bitterlich weinte.
So saßen sie eine kleine Weile nur da, sagten und hörten nichts, was um sie herum geschah. Bis einer der Polizisten sie aus dieser Stille wieder in die Realität zurückholte.
„Miss, Sie müssten noch mit uns auf die Wache kommen, damit wir ihre Aussage aufnehmen können“, sagte dieser mit einem leicht zögerlichen Unterton. Denn ihm war bewusst, dass es sicher nicht leicht für die junge Frau sein würde, sich all dem noch ein Mal zu stellen.
„Hat das nicht Zeit bis morgen? Sie sehen doch, dass die Frau unter Schock steht“, sagte Alex bestimmend.
„Nun hat es so lange gedauert, dann werden die paar Stunden jetzt auch nichts mehr ausmachen.“
Ein wenig mürrisch und entsetzt über den Ton, den Alex hervorbrachte, gab der Polizist schließlich nach.
„Einverstanden, dann kommen Sie morgen im Laufe des Vormittages auf die Wache und machen ihre Aussage.“
Zum Zeichen der Verabschiedung nahm er seinen Hut etwas vom Kopf, nickte und wandte sich von beiden ab.
„Hey, geht’s wieder etwas?“, fragte Alex mit seichter Stimme und lächelte Stevie ein wenig unsicher an.
„Würdest du mich nach Hause fahren? Ich möchte von hier einfach nur so weit, wie möglich, weg.“
„Sicher, wenn du das möchtest, dann fahr ich dich nach Hause.“
Sanft nahm er ihr die Decke von den Schultern, zog seine Jacke aus und legte sie über ihren Oberkörper.
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#55

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Chapter 5
Gerade als sie auf Drovers ankamen und Alex den Motor abgestellt hatte, kamen auch schon die Mädels aus dem Haus gelaufen.
„Hey, alles in Ordnung, Stevie?“, fragte Jodie besorgt.
„Wir haben uns Sorgen gemacht, hast du Sandra gefunden?“, fragte Kate.
„Mensch, du bist ja ganz nass. Du brauchst jetzt ein heißes Bad. Komm, ich lass dir eins ein und dann bekommst du noch eine große Tasse heiße Milch mit Honig.“
Regan legte Stevie einen Arm um die Schultern und begleitete sie ins Haus. Stevie wurde erst einmal in die Wanne geschickt, um ein heißes Bad zu nehmen und sich aufzuwärmen.
Alex saß währenddessen mit den Mädels in der Küche und unterhielt sich mit ihnen über Sandra.

„Was ist da an Harrys Grab passiert? Hat Sandra gestanden?“, fragte Jodi in ihrer gewohnten Neugier.
„Nun ja, das hat sie in dem Brief doch schon ausführlich getan, oder etwa nicht?“ Alex musste kurz schlucken, für ihn war die Sache auch nicht gerade einfach. „…Tut mir leid, Jode. Ich wollte nicht unhöflich klingen…nur, mir geht gerade einfach zu viel durch den Kopf. Ich weiß nicht, was da vorgefallen ist zwischen Sandra und Stevie, aber es scheint sie alles sehr zu belasten.“
„Ist schon in Ordnung, Alex. Ich kann das verstehen. Wir sind alle etwas angespannt und einfach ist es für dich ja auch nicht gerade.“
„Sie haben Sandra ins Krankenhaus gefahren und ich nehme mal an, dass sie in eine G
geschlossene Anstalt eingeliefert wird…“, wieder schwieg Alex einen Moment, „…und da wird sie hoffentlich nicht mit Medikamenten voll gestopft. Ich hoffe, dass sie alles schön langsam verarbeiten muss. Sie soll sich bewusst werden, was sie getan hat.“
„Ich denke, es ist ihr schon bewusst. Sie kann es nur nicht verarbeiten, sie ist zerbrochen an ihren Schuldgefühlen. Ganz klar im Kopf, war sie doch schon lange nicht mehr und nun geht sie noch mehr zu Grunde, aber dafür wird sie rund um die Uhr bewacht und kann somit keine Dummheiten mehr machen.“, sagte Kate.
„Und Stevie? Hat sie dir nicht erzählt, was Sandra gesagt und getan hat?“ Regan war sehr besorgt. Gerade zuvor hatte sie sich doch mit Stevie noch unterhalten und gehofft, dass diese jetzt mehr über ihre Gefühle sprechen würde.
„Als sie so da saß und weinte, hat es mir fast das Herz aus der Brust gerissen. Sie war so zerbrechlich, völlig fertig. Wir haben nicht viel miteinander gesprochen, ich konnte nicht fragen. Sie wird das morgen noch ein Mal alles durchleben müssen. Das macht mir Angst“, erwiderte Alex.

„Alex, bitte, du musst mit ihr reden. Sie geht daran kaputt, wenn sie nicht drüber spricht. Du kennst doch ihren Dickschädel, sie wird nicht allein damit anfangen. Man muss sie einfach damit konfrontieren“, sagte Regan noch besorgter als zuvor.
„Regan, ich kann nicht. Sie hat schon genug damit zu kämpfen, dass sie morgen ihre Aussage machen muss. Wenn es sich ergibt, dann werde ich sie fragen, aber glaube mir, sie wird von ganz allein kommen.“
„Eben nicht. So viel hat sie in der letzten Zeit durchgemacht und nur mit sich allein ausgemacht. Sie hat mit Niemanden darüber gesprochen, was sie denkt und fühlt. Erst vorhin hat sie endlich angefangen darüber zu reden. Ich habe wahnsinnige Angst, dass sie sich wieder verschließt und wir dann nie wieder an sie rankommen. Bitte, Alex rede doch mit ihr, sie braucht dich jetzt, ganz besonders dich.“
„Na schön, ich rede mit ihr, einverstanden. Ich werde sehen, ob ich sie morgen zur Polizei begleiten kann. Dann bekomme ich sowieso mit, was an der Klippe geschehen ist.“
„Danke, Alex“, sagte Regan und lächelte ihn erleichtert an.

Stevie war noch immer Bad und genoss es, vom warmen Wasser umspielt zu werden. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um Sandra und um das, was sie gehört und gesehen hatte. Sie war wütend und hatte doch Mitleid mit dieser Frau.
Es war unglaublich, dass Sandra die ganzen Wochen so weiterleben konnte. Nur aus einer Laune heraus hatte sie Stevie den Mord an Harry angehängt und ihr die Pillen untergeschoben, ganz ohne jegliche Skrupel. Nur, weil es ihr gerade in den Kram passte und Stevie sich mit Harry gestritten hatte.
Stevies Augen füllten sich wieder mit Tränen, je mehr sie darüber nachdachte.
Plötzlich überkamen sie Gefühle des Bedauerns und des Mitleids.
Gott, wie schwer musste es für Sandra bei Harrys Beerdigung gewesen sein, als ihr bewusst wurde, was sie getan hatte? Wie schwer musste es für Sandra gewesen sein, zu realisieren, dass er nie mehr zurückkommen würde? Sandra liebte Harry immer noch, denn das was dort an der Klippe passiert war, machte Stevie klar, wie allein und reuevoll Sandra war. Sie rechnete es Sandra hoch an, dass sie, mit einer mehr oder weniger reinen Seele, zu Harry wollte und vorher den Tod ihres Ehemannes aufgeklärt hatte. Dennoch war Stevie vollkommen fertig. Die Last, die ihr in dem Moment des Geständnisses genommen wurde, war sehr schwer gewesen. So schnell wie sie von ihr abfiel, so schnell konnte Stevie das gar nicht verarbeiten.
Sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte.
„Stevie? Alles in Ordnung? Du bist schon seit über einer Stunde da drin, ich mach mir Sorgen.“
Alex... Es war schön, seine Stimme zu hören und zu wissen, dass er immer noch da war. Sie hatte mächtig Herzklopfen, als sie an ihn dachte und sich vorstellte, wie er da vor der Tür stand. Stevie konnte Sandra nun nachempfinden. Sie wusste, wie es war, wenn man liebte und das Glück so unendlich weit entfernt war.
„Ja, mir geht’s gut. Ich komme gleich, ich muss mir nur noch schnell was anziehen.“
„Ist gut. Kann ich…“
Alex schämte sich für seine Gedanken, die in diesem Moment auf ihn einsprudelten. Er schüttelte seinen Kopf und ermahnte sich, dass er nicht nur an sich denken durfte. Seine beste Freundin machte schließlich gerade eine Menge durch und musste viel verarbeiten und verkraften. Dennoch sehnte er sich nach dieser Frau, er wollte sie in den Arm nehmen, sie berühren und sie küssen. Immer mehr wurde ihm bewusst, wie sehr er sich nach ihr verzehrte und wie viel sie ihm bedeutete. Wichtig war Stevie ihm schon immer gewesen, er legte viel Wert auf ihre Meinung und hatte ihre Gesellschaft schon immer sehr genossen. Sie war stets für ihn da, wenn es ihm schlecht ging. Sie war für ihn da gewesen, als er mit dem Tod von Claire fertig werden musste. Sie war für ihn da gewesen, als er von Jasmine verlassen wurde. Sie war für ihn da gewesen, als er von der Fehlgeburt Fionas erfuhr. Auch, wenn er anfangs sehr wütend auf Stevie war, da sie ihm die ganze Zeit über nichts gesagt hatte. Alex hatte Stevie längst verziehen. Nichts zu sagen, war bei Weitem nicht so schlimm, wie stets und ständig zu lügen. Was war mit einem Mal mit ihm passiert? Seit dem Nachmittag vor dem Pub hatte sich etwas verändert, etwas Entscheidendes hatte sich verändert. Alex vermisste Stevie, wenn sie auch nur eine Sekunde nicht in seiner Nähe war. Es machte ihn ganz verrückt, wenn er nur daran dachte sie zu berühren...
„Ich liebe diese Frau...ja genau das tue ich, so sehr, wie ich schon lange niemanden mehr...“, sagte Alex zu sich selbst etwas lauter und lächelte zufrieden.
„Was hast du gesagt?“ Stevie riss die Tür auf und grinste ihn mit ihrer gewohnten Heiterkeit an. Alex war so erschrocken darüber, dass er fürchterlich zusammenzuckte und sich an die Brust fasste. Stevie hatte ihn gerade dabei erwischt, wie er unanständige Sachen dachte. Hoffentlich hatte sie nicht gehört, was er gerade laut ausgesprochen hatte. Wenn doch, dann wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass sie genau das Gleiche für ihn empfand und er doch noch ein Chance hatte auf ein glückliches und erfülltes Leben mit der Frau, die er fortan auf Händen tragen und ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen würde.

„Mensch, hast du mich erschrocken. Mach das nicht noch mal, hörst du?“, sagte er, den Schrecken tief in den Knochen sitzend.
Stevie grinste ihn immer noch frech an.
„Bei was habe ich dich gerade erwischt, Alex Ryan?“
„Was? Wie meinst du das? Bei gar nichts!“, stammelte Alex vor sich hin. Er konnte sie nicht ansehen, so peinlich waren ihm seine Gedanken.
„Alex?“
„Hm…“
„Ich muss dir was sagen.“, sagte sie jetzt ernst.
Stevie hob ihren rechten Zeigefinger und forderte ihn auf, sich zu ihr hin zu beugen. Alex war es mulmig zu Mute, er hatte Angst vor dem, was jetzt passieren würde, obwohl er es die ganze Zeit über wollte. Jetzt gleich würden sie sich küssen. Er beugte sich etwas mit seinem Gesicht zu ihr herunter und wartete ab, was sie nun machen würde.
„Noch näher.“ Wieder wies sie ihn mit ihrem Zeigefinger an, sich weiter runter zu beugen. Alex tat es, er war nicht mehr Herr seiner Sinne.
Stevie spielte mit ihm. Sie war sich nicht sicher, wie er reagieren würde auf das, was nun folgen würde und dennoch wagte sie es und forderte ihn abermals auf, näher zu kommen.
„Noch näher.“ Sein Herz fing an wie wild zu klopfen, in seinem Bauch kribbelte es wie verrückt und er merkte, dass seine Knie immer weicher wurden. Er ging noch ein weiteres Stück näher zu ihrem Gesicht.
Stevie machte ihn verrückt, Alex wollte nun endlich wissen, was sie damit beabsichtigte.
Stevie dagegen war das immer noch nicht nahe genug. Sie überlegte kurz, fing an zu grinsen, griff an sein Hemd, zog ihn zu sich herunter und sagte „Buh“.
Dann nahm sie ihr Füße in die Hand und machte sich lachend und so schnell es ging aus dem Staub.
Alex konnte nicht fassen, was sie getan hatte. Sie hatte ihn eben so richtig auf die Schippe genommen. Hoffentlich hatte er sich nicht verraten und sie hatte bemerkt wie sehr er sie begehrte. Er folgte ihr schnellen Schrittes und war erstaunt darüber, dass sie sich in ihrem Zimmer verschanzen wollte. Glück für ihn, da konnte sie ihm nicht so leicht entwischen. Er stand in der Tür, schloss sie hinter sich und ging langsam, Schritt für Schritt, auf Stevie zu.
„Alex, das ist gemein! Ich hab ja gar keine Chance gegen dich und wenn die Tür zu ist, erst recht nicht.“
„So ein Pech aber auch. Das hättest du dir vorher überlegen sollen. Du bist selbst Schuld, wenn du in einen Raum läufst aus dem es nur einen Weg hinaus gibt und der führt nun mal an mir vorbei…Ich würde sagen, dass du ganz schön in der Klemme sitzt.“ Er sah sie mit einem frechen Grinsen auf den Lippen an und drehte den Spieß nun um. Jetzt war er an der Reihe, sich zu rächen. Stevie versuchte noch über das Bett in Richtung Tür zu flüchten, aber sie kam nicht weit, denn er hatte sie schon am Arm gepackt, zog sie zurück und Beide landeten auf ihrem Bett.
„Alex…wage es gar nicht erst…“
Weiter kam sie nicht, denn er fing schon an sie abzukitzeln. Stevie wusste nicht, was sie zuerst machen sollte. Sich wehren, lachen oder um Hilfe schreien.
„Alex…hör auf! Bitte!“
Er dachte gar nicht daran aufzuhören, es machte ihm wirklich Spaß.
„Alex…ich kann nicht mehr! Ich krieg keine Luft mehr! Bitte…“, brachte sie mühevoll zwischen zwei Lachanfällen heraus.
„Na gut, ich höre auf.“, sagte er und sah ihr in die Augen.
Er liebte diese Augen, die so viel Freude, Glück und Leidenschaft ausstrahlten. Er sah ihr so tief in die Augen, wie er es noch nie vorher getan hatte, bis zu jenem Augenblick als sie am Nachmittag kurz davor waren sich zu küssen. Jetzt waren sie wieder an diesen Punkt angelangt. Es kam ihm vor wie ein Déjá-vu, nur diesmal war es eine andere Kulisse. Sie waren hier, in ihrem Zimmer und lagen auf ihrem Bett. Sie sahen sich minutenlang einfach nur in die Augen. Es war so, als ob er tief in ihre Seele blicken konnte. Da sah er sie, die Liebe, die er all die Jahre seit Claire´s Tod nicht mehr erlebt hatte. Alex strich zärtlich mit seiner Hand über ihr Gesicht, jeden einzelnen Zentimeter berührte er. Sie hatte so eine schöne, weiche Haut. Er fuhr mit seinem Daumen über ihre Lippen, die so samt und warm waren. Sein Verlangen sie nun endlich zu küssen wurde mit jeder Sekunde, mit jeder Berührung immer stärker.

Stevies Herz fing an schneller zu schlagen. Seine Augen blickten so tief in ihre Seele, dass sie ihm am Liebsten sofort um den Hals gefallen wäre. Aber das durfte nicht sein, sie durfte das nicht zu lassen. Auch, wenn das Alles war, was sie sich jemals erträumt hatte. Es war, wie ein verzauberter Moment, so wundervoll und glitzernd, wie aus einem Märchen in Tausend und einer Nacht. Sie konnte ihr eigenes Herz in ihrer Brust schlagen hören. So laut schlug es nur, wenn sie in Alex´ Nähe war.
Langsam näherten sich ihre Lippen und sie wichen nicht ein Mal dem Blick des Anderen. Alex konnte ihren kurzen und schnellen Atem spüren, je näher er ihren Lippen kam. Nach einer halben Ewigkeit trafen sich dann ihre Münder. Aus dem anfangs vorsichtigen und eher schüchternen wurde ein immer leidenschaftlicherer Kuss. Ein Feuer der Begierde entbrannte in ihnen. Keiner der beiden dachte auch nur im Entferntesten daran, dass sie nicht allein waren und jeden Moment jemand ins Zimmer gestürmt kommen könnte. Als Stevie bewusst wurde, was sie da gerade taten, schob sie ihn vorsichtig und dennoch energisch von sich weg.
„Alex…ich kann das nicht.“
Erschrocken über seine Zügellosigkeit und der entbrannten Leidenschaft, stand Alex auf.
„Es tut mir leid. Ich wollte das nicht, aber…“
„Ist schon gut. Ich bin auch nicht ganz unschuldig. Lass uns lieber runter zu den anderen gehen, sonst tuscheln die noch“, fiel sie ihm ins Wort.
„Ok“, sagte Alex verlegen, reichte ihr seine Hand und zog sie vom Bett hoch.
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#56

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Chapter 6
„Also Jodi, was steht morgen auf dem Programm?“, fragte Kate und schaute in die Runde.
„Wir müssen die Schafe von der Westweide holen, die müssen noch geschoren werden, bevor sie übermorgen dann zum Verkauf abgeholt werden.“, gab Regan Kate die Antwort, da Jodi nicht reagierte.
„Außerdem wollte Dave morgen vorbei kommen und nach den Kühen sehen“, fuhr sie fort.
„Haaaallo. Erde an Jodi. Wo bist du nur schon wieder mit deinen Gedanken“, neckte Kate ihre Freundin.
„Shhhht…seid mal leise“, meldete sich Jodi endlich.
Augenblicklich war es ruhig in der Küche und alle lauschten gespannt.
„Ich möchte zu gern wissen, was die beiden da oben treiben. Es ist auf einmal so ruhig“, sagte Jodi neugierig.
„Na was wohl, die werden reden. So, wie Alex es versprochen hat“, gab Regan zu verstehen.
„Wer es glaubt…es ist einfach zu ruhig. Man müsste doch wenigstens ein bisschen hören können. Ich gehe einfach mal nachschauen.“
Jodi stand auf und wollte gerade losgehen, als Regan sie am Arm festhielt.
„Untersteh dich, du wirst da jetzt nicht hochgehen!“
„Aber ich will wissen, was die da oben machen.“

Gerade als Jodi diesen Satz ausgesprochen hatte, kamen Alex und Stevie in die Küche.
„Sei nicht immer so neugierig, Jode. Das ist nicht gut fürs Allgemeinbefinden, wenn man doch nichts erfährt. Es wird dich noch umbringen.“, sagte Stevie neckisch.
Erschrocken drehte Jodi sich um und lächelte ertappt.
„Wie lange seid ihr schon hier?“
„Lange genug, um zu wissen, dass du schon wieder platzt vor Neugierde.“, grinste Alex sie an.
„Ähm…ok, ich bin müde. Kate, kommst du gleich mit?“
„Ja, du hast Recht. Wir sollten besser schlafen gehen, morgen liegt schließlich ein anstrengender Tag vor uns“, sagte Kate und gähnte dabei.

Regan verabschiedete sich dann ebenfalls und zurück blieben nur noch Alex und Stevie.
„Willst du auch ein Bier?“ Stevie stand auf und ging zum Kühlschrank, um sich ein Bier zu holen.
„Na gut, eins kann ich noch trinken, dann muss ich aber los.“
Sie stießen an und nahmen ein Schluck, jeder für sich in seinen eigenen Gedanken vertieft.

„Steves…das, was da eben passiert ist, wir sollten darüber reden“, brach Alex als Erster das Schweigen.
„Ich bin müde, ich sollte jetzt besser schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag.“
Stevie wich ihm aus. Sie wollte nicht, dass Alex sagte, es wäre ein Fehler gewesen und er würde Fiona lieben. Also war es besser ihn nach Hause zu schicken und eine Müdigkeit vorzutäuschen, die in Wirklichkeit gar nicht bestand.
„Du hast Recht, es ist schon spät. Ich werde jetzt besser nach Hause fahren.“
Alex stand auf und wollte gehen, als er sich noch mal zu Stevie umdrehte.
„Hey, ähm…soll ich dich morgen begleiten, wenn du deine Aussage bei der Polizei machst?“
Alex erhoffte sich dadurch, dass sie einerseits mit ihm über die Sache mit Sandra reden würde und andererseits hatte er somit die Gelegenheit mehr Zeit mit ihr zu verbringen.
„Alex, du hast schon genug getan für mich. Du brauchst nicht mitkommen, so schlimm wird es schon nicht werden“, log Stevie.
Natürlich wollte sie, dass Alex mit ihr zusammen zur Polizei ging. Nur hatte sie Angst, dass es wieder zu so einem unüberlegten Vorfall wie vorhin kam. Stevie wusste, dass sie ihm nicht widerstehen konnte, aber es durfte nicht sein, denn Alex war verheiratet mit einer anderen Frau.
„Jetzt pass mal auf Stevie Hall! Ich sag das nur ein Mal, also hör gut zu!“, sagte Alex nun bestimmend.
Er ging zu ihr, hielt sie mit beiden Händen an den Armen fest und sah sie ernst an.
„Ich bin dein Freund, dein bester Freund und beste Freunde tun alles füreinander in guten wie in schlechten Zeiten, du musst das nicht alleine durchstehen. Ich bin für dich da, egal wie, wann und wo du Probleme hast und Hilfe brauchst, vergiss deinen Stolz und sag es. Hast du mich verstanden?“
„Ja, aber…“, antwortete Stevie etwas kleinlaut und wollte dem nochmals widersprechen, doch wurde sie von Alex sogleich wieder unterbrochen.
„Kein aber! Ich will nie wieder ´Du hast schon genug für mich getan´ von dir hören. Wenn du also möchtest, dass ich mit dir komme, dann mach ich das ohne wenn und aber. Alles klar?“
Alex war froh, dass er dies endlich mal geklärt hatte. Stevie hatte schon lange genug alles nur mit sich ausgemacht. Er wusste, dass ihr das alles zuviel war und sie sehr belastete. Außerdem hatte er Regan und sich selbst auch versprochen mit Stevie darüber zu reden. Der Anfang war nun getan. Jetzt lag es ganz allein an ihr, was sie daraus machte.
„Hab ich denn eine andere Wahl?“
Ein Grinsen machte sich auf Alex´ Gesicht breit.
„Hm…“, überlegte er gespielt, „…Nein!“, sagte er schließlich entschlossen.
„Du hast ja Recht Alex. Nur, ich denke es reicht, wenn einer darunter leiden muss. Da musst nicht auch noch ausgerechnet du mitleiden. Du hast doch schon genug mit Harrys Tod verkraften müssen, da musst du dir nicht auch noch die Umstände und die Prozedur von Sandra anhören, deshalb möchte ich da morgen lieber alleine hingehen.“, verteidigte Stevie sich, obwohl sie sich nichts sehnlicher wünschte, als ihn stets und ständig um sich herum zu haben.
„Och, du Sturkopf! Jetzt sei doch nicht so verbissen! Es macht mir nichts, das alles mit anhören zu müssen. Ich will schließlich auch wissen, was da los war. Also, keine Widerrede mehr! Ich komm morgen mit und basta!“, sagte Alex nun etwas lauter.
„Alex, wenn du sowieso schon entschieden hast, dass ich da nicht alleine hingehen soll, dann frag mich doch nicht.“
Stevie machte eine kurze Pause und atmete tief durch, ehe sie weiter sprach.
„Ich wiederhole mich gern noch einmal, denn anscheinend hörst du mir jetzt nicht mal mehr zu. Das, was du für mich getan hast, das reicht, es ist genug, hörst du? Ich will einfach nicht, dass du mitkommst. Du solltest lieber zu Hause bei deiner Frau sein, als dir deinen hübschen Kopf zu zerbrechen, verstanden?“
Stevie war mehr als gereizt. Wieder war es falsch, was sie getan und gesagt hatte, sie hatte genug von seinen Launen, genug davon, dass sie immer nur stritten.
Wieso kann es nicht immer so harmonisch und aufregend zwischen ihnen sein, wie es vor noch nicht einmal zwei Stunden der Fall gewesen war?

„Ooooh! Was hat Fiona damit zu tun? Kannst du sie nicht ein Mal in Ruhe lassen? Hä? Sag mir, was hat sie dir getan, Stevie? Sie hat mit der Sache um Harry und Sandra nicht das Geringste zu tun!“, schrie Alex sie nun an.

Er war erschrocken über seinen Ton und konnte nicht begreifen, wieso er Fiona immer noch verteidigte, wo sie ihn doch abermals angelogen hatte. Mehr oder weniger deutlich hatte er Fiona doch klar gemacht, dass er sie nicht mehr sehen wollte, nie wieder.
Und nun stand er vor Stevie, die sein innerstes Verlangen weckte und schrie sie an, indem er immer noch den Drang hatte seine Frau verteidigen zu müssen.
Wieso nur?
Seit zwei Tagen war es nicht mehr normal, was Stevie an seiner Frau auszusetzen hatte, er konnte das nicht mehr hören. Jetzt ging es nur um ihn und Stevie, nicht um Fiona! Noch dazu waren es all die Umstände des ganzen Tages, die ihn gereizter denn je erscheinen ließen.

„Fiona hat sehr wohl eine ganze Menge damit zu tun! Sie ist deine Frau, Alex. Du solltest bei ihr sein, mit ihr über deine Ängste und Gefühle reden und nicht mit mir!“, sagte Stevie immer noch gereizt und dennoch ziemlich ruhig.
„So ein Quatsch! Ich bin jetzt hier bei dir und es geht um uns, um dich und mich!“, schrie Alex sie immer noch an, doch er wurde von Stevie unterbrochen.
„Schrei mich nicht an! Es gibt kein uns und das wird es auch nicht geben! Ich habe genug von deinen miesen Launen! Schieb nicht immer alles auf mich, wenn es nicht so läuft, wie du es gern hättest. Das hast du ganz allein zu verantworten! Niemand und ganz besonders ich nicht, kann etwas für deine verkorkste Ehe!“, schrie Stevie ihn jetzt auch an.

Das, was sie gesagt hatte, tat ihr im gleichen Augenblick schon wieder leid, so wollte sie das gar nicht sagen. Am Liebsten würde sie alles augenblicklich wieder zurück nehmen, wenn sie es könnte. Aber das ging nicht, sie schämte sich und Tränen bahnten sich ihren Weg nach draußen. Sie versuchte tief Luft zu holen, doch ein Gefühl, das ihr die Luftröhre zu zuschnüren schien, machte sich in ihr breit. Sie hätte sich dafür ohrfeigen können. Es war wieder einmal alles völlig unüberlegt aus ihr herausgeschossen, aber Alex hatte sie angeschrieen für nichts und wieder nichts. Sie wollte ihn doch bloß davor bewahren, noch mehr durch zu machen. Alex hatte schon genug zu kämpfen mit dem Tod von Harry. Das hatte ihn doch ganz schön mitgenommen. Wieso nur hatte sie immer das Gefühl, ihn beschützen zu müssen? Alex war doch schon ein großer Junge, er würde auf sich selbst aufpassen können.

Alex sah Stevie völlig entrüstet und enttäuscht an, er war wütend und wollte nicht glauben, was sie ihm gerade an den Kopf geworfen hatte.
„Ich glaube es ist besser, wenn ich jetzt gehe“, sagte Alex traurig.
Doch bevor er endgültig die Küche verließ, drehte er sich noch ein letztes Mal zu ihr um und sah sie an.
Sie stand immer noch da und weinte. Es zerriss ihm das Herz, doch sie hatte ihn verletzt mit dem was sie gesagt hatte und auch mit ihrem Tonfall. Er war sich nicht sicher, worüber er am meisten traurig war.
War es die Art, wie sie es sagte oder war es das, was sie sagte?
War es die Aussage, dass er alles ganz allein zu verantworteten hatte oder war es die, dass es kein uns gab und nie geben wird?

Je länger er sie ansah und darüber nachdachte, was Stevie ihm an den Kopf geworfen hatte, desto trauriger wurde er. Auch seine Augen füllten sich mit Tränen und liefen über sein Gesicht. Es war eine lange Zeit vergangen, als er das letzte Mal geweint hatte.
Es machte ihm Angst.
Er wusste nicht so recht, was er davon halten und wie er damit umgehen sollte.
Noch unsicherer machte ihn die Gewissheit, dass er vor Stevie stand und weinte. Niemand bekam Alex sonst so zu Gesicht, sie war die Erste und Einzige. Das machte ihn unsicherer und nervöser, als er sowieso schon war, wenn sie in seiner Nähe war.
Dieses Gefühl der Unsicherheit wollte ihn einfach nicht mehr los lassen und wurde von Sekunde zu Sekunde unerträglicher. Also entschloss er sich nun doch zu gehen, wo er doch zwischendurch fast geblieben wäre.

Stevie stand noch immer an der gleichen Stelle und bewegte sich nicht. Ihr schossen immer wieder seine Worte durch den Kopf. Die Art, wie er sie angesehen hatte, verriet ihr, wie enttäuscht und traurig er war.
„Alex…“, sagte sie, als er schon eine Weile verschwunden war, „…es tut mir leid!“
Wenig später lag sie zusammengekauert auf ihrem Bett und weinte sich fast unaufhaltsam die Seele aus dem Leib. Bis alle Tränen, die sie hatte, vergossen waren und sie erschöpft in einen kurzen, unruhigen Schlaf fiel.
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#57

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Chapter 7/1
Als Stevie am nächsten Morgen die Augen aufschlug, stieg ihr ein wohltuender Geruch von frisch gebrühtem Kaffe und aufgebackenen Brötchen in die Nase. Sie wollte nicht aufstehen, nie wieder, obwohl sie dieser Geruch in die Küche hinunter zog. Wieder setzten sich die Bilder des vergangenen Tages in ihrem Kopf fest und wieder musste sie daran denken, wie Alex und sie auseinander gegangen waren. Sie vermisste ihn. Wie gern würde sie ihm sagen, dass es ihr leid tat, doch ihr Stolz ließ dies nicht zu.
Immer noch ein wenig widerwillig stand sie nun doch auf und ging ins Bad.
Als sie wenig später die Treppe hinunter lief, hörte sie schon, wie Kate, Jodi und Regan in der Küche lachten und quasselten.
„Guten Morgen, Stevie“, kam es fröhlich von Jodi.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte Kate.
„Morgen“, antwortete Stevie kurz und knapp. Eigentlich mochte sie die gute Laune am Morgen immer sehr, aber die letzte Nacht war für sie grausam gewesen. Noch lange hatte sie wach gelegen und bitterlich geweint.
Stevie nahm sich nun eine Tasse, goss sich Kaffe ein und verschwand auch sogleich wieder aus der Küche. Sie wollte im Moment allein sein und sich nicht den neugierigen Fragen der Mädels stellen. Da kam ihr die so verhasste Buchhaltung doch sehr gelegen. Die musste sowieso gemacht werden. Warum also nicht gleich, noch vor der eigentlichen Farmarbeit?
„Was hat sie nur? Gestern war sie doch eigentlich ganz gut drauf als Alex da war… Merkwürdig“, sagte Jodi vollkommen verblüfft.
„Wer weiß, vielleicht hat sie nur schlecht geschlafen. War ja auch kein wirklich toller Tag gestern für sie. Erst der Streit mit Alex und dann auch noch die Sache mit Sandra. Wir sollten sie vorerst in Ruhe lassen.“ Regan war ein bisschen besorgt um Stevie. Sie hatte ihre Freundin noch lange weinen hören. Als sie es nicht mehr ertrug, war sie aufgestanden und zu ihrem Zimmer gelaufen. Gerade als sie zum Klopfen angesetzt hatte, war es still geworden in dem Zimmer von Stevie.

Die Sonne schien schon ungewöhnlich stark an diesem frühen Morgen. Alex öffnete die Augen und blinzelte erstmal gegen das grelle Licht. Nach einer langen Fahrt gestern Abend, hatte er es besser gefunden im Auto zu übernachten und war irgendwo im Nichts an die Seite gefahren. Er hatte noch eine Weile nur so dagesessen, nachgedacht und geweint.
An diesem Morgen, der eigentlich so wunderbar anfing, erging es ihm nicht anders. Wieder dachte er an den vergangenen Tag, wieder dachte er an den Streit mit Stevie. Wieder dachte er an den Spaß, den sie gestern hatten, wie er Stevie einen Moment lang alles vergessen ließ und sie so ausgelassen lachte und strahlte, wie schon lange nicht mehr. Wieder dachte er an den Kuss, der alles verändert hatte. Es machte ihn traurig, daran aufs schmerzlichste erinnert zu werden, wie sie beide auseinander gingen.
War jetzt alles für immer zwischen ihnen zerstört? Die Freundschaft, die sie so eng aneinander geschweißt hatte? Die Liebe, die noch gar nicht richtig angefangen hatte?
Gott, was für eine Angst hatte er, dass er Stevie für immer verloren hatte, was für eine Angst hatte er, sie nie mehr im Leben in seine Arme nehmen zu können, sie nie wieder lächeln zu sehen, sie nie wieder küssen zu können.
Alex hatte seine Hände auf das Lenkrad gestützt, lehnte seinen Kopf darauf und ließ seinen Tränen abermals freien Lauf. Wieso hatte er Stevie gestern nicht einfach gesagt, dass er sich von Fiona getrennt hatte? Wieso musste er sie stattdessen vor Stevie auch noch verteidigen? Hätte er doch alles dies gesagt, dann würde er jetzt neben ihr aufwachen und sie wach küssen. Sie in die Arme nehmen und ihr sagen, wie sehr er sie liebte…
Alex wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er ein Auto ankommen sah und ehe es neben ihm zum Stehen kam, wischte er schnell die Tränen, die sich wieder einmal nach draußen verlaufen hatten, mit dem Handrücken weg.

„Einen wunderschönen guten Morgen, Alex“, begrüßte Dave seinen Freund mit seiner gewohnten Fröhlichkeit am Morgen und einem breiten Grinsen auf den Lippen. Doch als er Alex´ rot unterlaufende Augen sah, verschwand dieses Grinsen wie im Fluge.
„Alles in Ordnung mit dir? Was machst du hier überhaupt schon um diese Zeit?“, fragte er Alex erstaunt und doch sehr besorgt.
„Morgen. Es war gestern spät und ich war müde, also habe ich angehalten und im Auto übernachtet“, antwortete Alex leger.
„Wieso hast du nicht gleich auf Drovers übernachtet?“
„Das war unmöglich und eine sehr lange Geschichte, die dich ganz sicher nicht interessieren wird! Da du viel zu tun haben wirst, wenn du schon so früh unterwegs bist.“ Alex setzte ein schelmisches Grinsen auf und versuchte überzeugend zu klingen, nur wollte ihm das irgendwie nicht so richtig gelingen. Denn Dave schien ihm das nicht wirklich zu glauben. Er sah Alex mit hochgezogener Augenbraue an und fing an sich noch mehr Sorgen um seinen Freund zu machen.
„Naja, ich bin eigentlich auf dem Weg nach Drovers, aber mir scheint, als bräuchtest du einen Freund und einen starken Kaffee. Lass uns nach Hause fahren und gemeinsam frühstücken“, sagte Dave.
„Du hast Recht. Nach einem Brewer-Frühstück sieht die Welt doch gleich wieder ganz anders aus“, antwortete Alex nun grinsend.
Beide fuhren also nach Wilgul und saßen wenig später in der Küche am Tisch. Dave goss beiden einen Kaffee ein und setzte sich zu Alex. Er hatte schon bemerkt, dass es Alex nicht sonderlich gut ging, auch die verweinten Augen waren ihm sofort aufgefallen. Normalerweise hätte Dave ihn damit aufgezogen, aber unter diesen Umständen hielt er es für nicht angebracht. Er wusste nicht wieso, aber irgendetwas sagte ihm, dass die Traurigkeit in seinem Gesicht und ganz besonders in seinen Augen etwas mit Claire zu tun hatte.
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#58

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Chapter 7/2
Alex und Dave saßen eine Weile einfach nur da und tranken ihren Kaffee. Alex hatte es abgelehnt etwas zu essen. Ihm war einfach nicht danach. Er hatte das Gefühl, dass allein der Gedanke daran, ihm den Magen umdrehen würde. Er versuchte innerlich seine Gedanken und Gefühle zu ordnen. Dann endlich nahm er allen Mut zusammen und fragte Dave:
„Dave, hast du dich nach Leannes Tod auch so bescheuert benommen? Wie hast du es nur geschafft über ihren Tod hinweg zu kommen und neu anzufangen, ja dich sogar neu zu verlieben? Ich habe das Gefühl, seit Claire….“, er stockte und Tränen bildeten sich wieder in seinen Augen, „…seit Claire´s Tod habe ich das Gefühl, dass die ganze Frauenwelt sich gegen mich verschworen hat. Ich denke, ich falle immer tiefer und tiefer. Auch nach all den Jahren hört dieses Gefühl, immer tiefer zu fallen, einfach nicht auf. Ist es denn irgendwann einmal vorbei?“ Alex sah Dave jetzt an, nachdem er, in seinen Gedanken versunken, die ganze Zeit über nur ins Leere gestarrt hatte, und wartete auf eine Antwort.
„Alex, ich würde dir gern sagen, dass es irgendwann vorbei ist, nur das wäre gelogen. Es wird nie aufhören, aber irgendwann wird es weniger. Wenn du dich neu verliebst ist es leichter, dann denkst du nicht immerzu darüber nach. Wobei du dabei auch die Richtige treffen musst. Denn wenn nicht oder wenn es zu früh passiert, dann ist es trotzdem da, das Gefühl des Fallens. Da du so verzweifelt und traurig bist, kommt es mir so vor, dass Fiona wohl nicht die Richtige war, oder?“

Alex überlegte einen Moment lang was er antworten sollte.
„Nein, das war sie wohl nicht, denn ich habe mich von ihr trennen müssen. Sie hat mich andauernd belogen und gestern ist mir dann der Kragen geplatzt, als sie auch noch so dreist war, mir schamlos ins Gesicht zu lügen. Aber das ist Vergangenheit, ich will meine wertvolle Zeit und auch keinen einzigen Gedanken mehr an diese Frau verschwenden. Viel schlimmer ist es jetzt, da ich dachte, ich hätte mich so weit im Griff und könnte vielleicht nun glücklich werden. Aber nein, mir geht’s echt beschissen, Mann. In meinem Kopf dreht sich alles, mein Herz und mein Magen spielen verrückt. Wenn ich nur an sie denke, dann hab ich das Gefühl, dass es mich umbringt, so irre ist dieses Gefühl.“, sagte Alex mit seinen nun wieder strahlenden Augen, denn immer, wenn er in letzter Zeit an Stevie dachte, erging es ihm so.
„Das tut mir leid! Das mit Fiona ist echt eine dumme Sache. Das macht es nicht gerade leichter, wenn man eines Tages wieder lieben möchte. Aber du musst fest daran glauben, eines Tages steht sie einfach vor dir und du weißt sofort, dass es die einzig richtige Frau ist.“
„Hm…Dave, wie ist es so, wenn die Richtige vor einem steht? Ich bin völlig durcheinander, mit einem Mal hat es einen Knall gegeben und diese Gefühle sind einfach unbeschreiblich schön. Wenn sie mich ansieht, dann wird mir ganz warm ums Herz. Wenn sie mich anlächelt, dann kribbelt es wahnsinnig in meinem Bauch und wenn sie mich anspricht, dann bin ich der Ohnmacht nahe. Meinst du so in etwa fühlt es sich an, wenn sie vor dir steht?“
„Ja, genau so fühlt es sich an. Bei mir war es nicht ganz so, aber doch schon heftig. Vor allen Dingen, kannte ich sie ja vorher schon eine Ewigkeit und ich hatte es nicht bemerkt, dass sie schon längst da war. Bis ich bei einem Kongress in Sydney war und sie dort wieder traf. Aber von wem redest du eigentlich, wenn du meinst sie ist die Richtige?“
„Stevie.“, antwortete Alex kurz und knapp.
„Stevie?“ Dave war sehr überrascht, dass ausgerechnet Stevie diejenige sein sollte, die Alex´ Herz erobert hatte. Aber irgendwie hatte er es doch kommen sehen, denn ihm erging es ja mit Regan nicht anders. Auch er hatte sie schon eine ganze Weile vor sich gehabt, nur ist ihm das nie so bewusst gewesen. Selbst der Kuss damals hatte ihm nicht die Augen geöffnet gehabt. Erst, als er vor ein paar Wochen bei einem Kongress in Sydney gewesen war und sie ihm wieder über den Weg gelaufen war, da hatte er es dann gespürt. Sie trafen sich jeden Tag, hatten viel geredet und auch viel gelacht.
„Ja, sie stand auch schon eine ganze Weile vor mir und ich habe es nicht bemerkt, aber seit gestern ist alles anders. Erst war es so wunderschön und dann ist durch irgendwelche dummen Worte wieder alles kaputt gegangen. Ich weiß selbst nicht mehr, wie das kommen konnte, was überhaupt der ausschlaggebende Punkt war. Ich habe es vergessen, das ist so dumm.“ Alex erzählte Dave nun haargenau, was er und Stevie sich am Tag zuvor alles an den Kopf geschmissen hatten. Dave hörte ihm aufmerksam zu.
„Hast du Stevie nicht gesagt, dass du dich von Fiona getrennt hast?“, fragte er Alex, als dieser geendet hatte.
„Nein, das ärgert mich auch sehr. Es ist irgendwie untergegangen. Vielleicht wäre dieser Streit zwischen uns dann nicht so eskaliert, ich wäre niemals weggefahren und würde vermutlich neben dem schönsten Engel, den die Welt jemals zu Gesicht bekommen hat, aufwachen und mich fragen, womit ich das verdient habe.“
„Also, ich denke, wir werden nun zusammen nach Drovers fahren. Ich kümmere mich um die Tiere und du dich um die Frauen, ganz besonders um eine“, grinste Dave seinen Freund nun verschmitzt an und hob dabei belustigt die Augenbrauen.
„Du solltest auf jeden Fall mit Stevie reden und ihr sagen, was du für sie empfindest“, ergänzte er dann noch und stand auf, um seine Tasse in die Spüle zu stellen.
„Na schön, auf geht’s!“ Alex schlug mit der Hand auf den Tisch und stand ebenfalls auf.
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#59

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Chapter 8
Zur gleichen Zeit fuhr ein roter Sportwagen auf Killarney vor. Ein durchtrainierter, blonder junger Mann stieg aus dem Auto aus. Er blieb vorerst lässig an seinen Wagen gelehnt stehen und ließ seinen Blick ein Mal um den ganzen Besitz schweifen.
Nachdem er eine Weile lächelnd da gestanden hatte, ging er entschlossen auf das Haus zu.
„Hallo?“, rief er, als er an der Tür stand und klopfte. Es schien Niemand da zu sein und als der junge Mann gerade wieder ins Auto steigen wollte, kam Riley um die Ecke.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte er den Fremden und musterte ihn von oben bis unten.
„Ähm…eventuell, wenn sie Alex Ryan sind.“
„Nein, der bin ich nicht. Alex Ryan ist auf Drovers, aber vielleicht kann ich Ihnen ja weiterhelfen. Ich bin Riley Ward, der Vorarbeiter von Killarney. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“
„Oh, Verzeihung mein Name ist Marcus Turner. Leider können Sie mir nicht weiterhelfen. Kann ich denn Mr. Ryan irgendwie anders erreichen?“
„Nein, leider nicht. Das Einzige was Sie machen können, ist nach Drovers Run zu fahren und sehen, ob Sie ihn dort antreffen.“
„Hm…könnten Sie mir dann freundlicher Weise sagen, wie ich nach Drovers Run komme?“
Riley erklärte Marcus den Weg nach Drovers und verabschiedete sich dann von ihm. Marcus stieg in seinen Wagen und brauste davon.

Stevie war noch auf einem Kontrollritt auf der Südweide, während die anderen bereits alles für das Scheren der Schafe vorbereiteten, die sie gemeinsam am Nachmittag von der Westweide holen wollten. Sie liebte diese gemeinsamen Ritte mit den Mädels. Sie hatten sich immer viel zu erzählen und massig Spaß dabei. Kaum zu glauben, dass man dabei von Arbeit sprach, wenn es hieß irgendwelche Tiere müssen von irgendwelchen Weiden geholt werden.
Nun war sie aber allein unterwegs und wenn sie ehrlich war, genoss sie dies. Denn heute musste sie nachdenken und das konnte sie nicht, wenn immer und immer wieder eine neugierige und quietschlebendige Jodi irgendwelche Geschichten erzählte oder eine völlig verliebte Kate nur von dem sexy Vorarbeiter von Killarney zu berichten hatte oder eine viel zu vernünftige Regan, die es nicht mit ansehen konnte, wenn Stevie still und in Gedanken versunken vor sich hin starrte. Regan würde sie andauernd fragen, wie es ihr ginge. Stevie mochte sie alle Drei, das war gar keine Frage. Doch hatte sie genug mit sich selbst zu tun und wollte nachdenken über sich, ihr Leben und auch über den Mann, den sie seit einer Ewigkeit liebte. Der vergangene Tag war einer der Tage gewesen, die sie am Liebsten aus ihrem Kalender und somit aus ihrem Leben streichen würde. Gut, es gab einige Momente, die sie gern in Erinnerung behalten wollte, aber die verketteten sich dann wiederum mit den nicht so schönen Momenten. Immer wieder hatte sie Alex´ Gesicht vor sich und seinen Zorn, sowie die Traurigkeit und die Enttäuschung, die in seinen Augen zu lesen und zu sehen war. Wieso konnte sie nicht einfach ein Mal in ihrem Leben richtig glücklich werden? Wieso musste es immer und immer wieder komplizierte und unlösbare Probleme in ihrem Leben geben? Es hieß doch eigentlich die Zeit heilt alle Wunden, aber wieso tat sie es denn noch immer nicht? Wieso musste sie dann immer noch in Alex´ Nähe aus der Bahn geworfen werden? Monate sind doch nun schon vergangen und sie war noch immer nicht über ihn hinweg. Noch immer liebte sie ihn, wie am ersten Tag, als ihr bewusst wurde, was er ihr eigentlich bedeutete.
Stevie war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht bemerkte, wie nervös Banjo auf einmal wurde. Erst, als sie die Geräusche eines Automotors vernahm, spürte sie die Unruhe ihres Pferdes. Das Auto war ziemlich schnell unterwegs. Stevie konnte sich gerade so noch etwas abfangen, ehe sie von Banjo abgeworfen wurde.
„So ein Mist! Ist der denn vollkommen irre?“
Stevie fluchte lautstark. Sie stand aber sogleich wieder auf, klopfte sich die Hose ab und lief wutentbrannt auf das Auto zu, welches wenige Meter hinter ihr zum Stehen gekommen war. Der Fahrer hatte sich selbst erschrocken, stieg aus und ging Stevie entgegen.
„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Sie können doch nicht mit so einem Höllentempo über die Straße fegen!“, schrie Stevie den Unbekannten wütend an.
„Es tut mir leid, ich hab Sie nicht gesehen. Geht es Ihnen gut? Soll ich einen Arzt holen, oder besser, Sie ins Krankenhaus fahren?“
„Nein, mir geht’s gut! Aber Sie können hier nicht in der Geschwindigkeit über die Straßen preschen, wie ein Irrer. Wir sind nicht in der Stadt. Hier können immer mal Tiere auf der Straße sein.“
Stevie wütete, wie ein losgelassener Sträfling und sah den blonden jungen Mann mit funkelnden Augen an.
„Sie haben ja Recht, ich habe nicht nachgedacht. Tut mir wirklich leid! Darf ich Sie als Entschädigung zu einer Tasse Kaffee einladen?“
Stevie sah nun erstaunt zu dem jungen Mann auf. Unfassbar, versuchte er sich gerade mit ihr zu verabreden? Wobei er sah gar nicht mal so schlecht aus. Er hatte dunkelblondes, goldenes Haar, seine Augen waren himmelblau und seine Gesichtszüge sehr fein und weich. Einfach nur göttlich. Stevie seufzte ein wenig.
„Hey alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte der gutaussehende blonde Mann und sah Stevie mit besorgter Miene an. Sie musste einen schrecklichen Eindruck auf ihn machen, wie sie so da stand und ihn offensichtlich anhimmelte. Verlegen sah Stevie zu Boden und schüttelte ihre Gedanken wieder ab.
„Hören Sie City-Boy, Sie brauchen mich für nichts zu entschädigen! Fahren Sie einfach nicht so schnell, damit tun Sie sich selbst und auch den Tieren einen großen Gefallen. Klar?“, sagte Stevie immer noch leicht säuerlich und ging wieder zurück zu Banjo.
„Na schön, dann nicht als Entschädigung, sondern als Wiedergutmachung“, rief der junge Mann ihr hinterher.
Stevie sah ihn nur mit einem strafenden Blick an und stieg wieder aufs Pferd.
„Sind Sie immer so liebenswürdig, wenn Ihnen ein Mann ein Friedensangebot machen will?“
„Nur damit das klar ist, ich nehme niemals ein Friedensangebot von einem Mann an. Nun machen Sie aber, dass Sie zurück in Ihre Stadt kommen, aber immer schön in Ihrem hübschen Hinterköpfchen behalten: Vorsicht und vorausschauendes Fahren ist die Mutter aller Handlungen im Straßenverkehr“, sagte sie und trieb Banjo wieder an.
„Worauf Sie sich verlassen können, ich werde Sie ganz sicher noch eine ganze Weile in meinem hübschen Hinterkopf behalten“, sagte er grinsend zu sich selbst und stieg kopfschüttelnd wieder in sein Auto ein.
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Chapter 9/1
Nicks Arbeit nahm ihn so sehr in Anspruch, dass er sich kurzerhand dazu entschlossen hatte eine Auszeit zu nehmen und seiner Frau eine Freude zumachen.
Nun waren sie also auf dem Weg nach Drovers. Tess genoss die Fahrt, sie liebte die Landschaft und die Farm sehr und sie hatte dies alles aufs sehnlichste vermisst.
Völlig glücklich und aufgeregt sah sie abwechselnd Nick, die kleine Claire Ruth und die verdammt schöne Landschaft an.
Ihr war schon ganz schwindlig von den ganzen Eindrücken und den Zügen der Überraschung und Begeisterung auf den Gesichtern von den liebsten Menschen in ihrem Leben.
Die kleine Claire Ruth war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten.
Sie hatte das gleiche dicke, volle Haar, die gleichen Augen und die gleiche kleine Stupsnase wie ihre Mum. Nur den Mund, den hatte sie von ihrem Dad. Tess genoss die Fahrt, obwohl sie endlos lang schien. Zuvor war die kleine Familie noch völlig erschöpft von dem langen Flug gewesen. Doch jetzt schien schon alles vergessen. Je näher sie ihrem Zuhause, je näher sie Drovers Run kamen, desto aufgeregter wurden alle. Tess wurde zusehends nervöser und übertrug dies auf den Rest der Familie. Auch die kleine Claire Ruth, die während der für sie langweiligen Fahrt eingeschlafen war, wachte auf und ließ sich von ihrer Mum mit der Vorfreude anstecken.
Auch auf Drovers waren alle in heller Aufregung, denn Tess und Nick hatten sich, zum Erstaunen der Drovers-Mädels nicht etwa aus Argentinien, sondern vom Flughafen in Adelaide gemeldet. Alles sollte perfekt sein für die Ankunft der kleinen Familie. Jodi freute sich sehr über die Heimkehr ihrer Schwester, hatten sie doch noch nicht sehr viel Zeit als Schwestern miteinander verbringen können.
Tess und Nick waren damals, nach Nicks vermeintlichem Tod, mehr oder weniger schnell dazu entschlossen gewesen wieder nach Argentinien zurückzugehen. Jodi erinnerte sich noch genau an das Durcheinander und an die Traurigkeit die wochenlang über Drovers geherrscht hatte. Jodi hatte sich sehr für Tess gefreut, dennoch war sie ein wenig enttäuscht gewesen. Nun hatte sie endlich ihre Schwester gefunden und musste sie auch sogleich wieder gehen lassen. Über die ganze Zeit hinweg wurde sie auch zusehends trauriger, denn gerne hätte sie auch Claire als ihre Schwester kennen gelernt. Seitdem Jodi nun klar war, dass auch sie zu dem McLeod-Clan gehörte, verbrachte sie viel Zeit am Grab ihrer Schwester. Sie sprach viel mit ihr und erzählte ihr von ihren Erlebnissen, von ihren Ängsten und Gefühlen. Claire wäre sicher stolz auf Jodi gewesen, wenn sie sehen könnte, wie diese sich entwickelt hatte und wie erwachsen sie geworden war. Jodi hatte, seit Tess wieder nach Argentinien gegangen war, bewiesen, dass sie es zusammen mit Stevie, Regan und Kate schaffte, die Farm erfolgreich zu führen.

Auch Stevie freute sich darüber, endlich ihre besondere Freundin wieder zusehen. Sie und Tess hatten es ja nicht immer leicht miteinander gehabt. Anfangs hatten sie so ihre Problemchen, aber bald schon wurden sie wirklich richtig gute Freunde.
Stevie verdankte Tess sehr viel. Nur durch sie hatte sie sich ein so wunderschönes Leben aufbauen können und eines Tages würde sie Rose, ihre geliebte Rose, zu sich holen. Alles hatte Stevie ihrer Tochter Rose erzählt, wie sie geboren wurde, warum sie das kleine Mädchen weggeben hatte. Rose war völlig außer sich gewesen, doch seitdem war schon einige Zeit vergangen und inzwischen besuchte Rose Drovers regelmäßig. Sie verbrachte ihre Ferien auf der Farm und wusste, dass sie jederzeit herzlich willkommen war.
Plötzlich fiel es Stevie wie Schuppen von den Augen. Sie hatte ganz vergessen die Schafe von der Westweide zu holen. Tess Anruf hatte sie alle ganz schön aus der Bahn geworfen. Wie sollte sie das jetzt noch schaffen, ganz allein?
Regan half Moira beim Essen, Jodi musste noch zur Feuerwehr und Kate war völlig damit beschäftigt, alles zu tun, damit Nick und Tess ein Herzliches Willkommen mit allem drum und dran bekommen würden. Sie war eben Italienerin mit Leib und Seele und da die Italiener immer einen Hang zum Übertreiben hatten, musste Kate eben dafür sorgen, dass ein riesengroßes Willkommensschild über der Tür hing. Sie hatte den Tisch auf der Terrasse liebevoll dekoriert und überall hingen Girlanden und Papierschlangen.

Nur die Schafe mussten noch her, denn diese sollten übermorgen geschert und verladen sein. Stevie machte sich also, wenn auch ein wenig widerwillig, allein mit Banjo auf den Weg zur Westweide.
Sie war nicht mehr weit entfernt, als sie jemanden auf sich zureiten sah. Man konnte nur erahnen, dass es sich dabei um eine männliche Person handelte.
Als sie die Person schließlich erkennen konnte, war es schon zu spät, um nicht unauffällig eine andere Richtung einzuschlagen. Es war Alex. Stevie blieb stehen und konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren. Sie war wie versteinert und konnte nicht einmal vom Pferd absteigen, aus Angst dass ihre Beine unter ihr nachgeben würden, so sehr zitterten ihre Knie. Ihr Herz raste, je näher er kam, immer schneller. Sie hatte sich fest vorgenommen nicht traurig und enttäuscht zu wirken. Mit völliger Gleichgültigkeit wollte sie ihm begegnen. Nun stand er unmittelbar vor ihr.

Eine ganze Weile standen sie da, ohne ein Wort zu sagen. Stevie war klar, dass sie, wenn er auch nur den Ansatz machen würde sich mit ihr zu unterhalten, sofort umfallen würde. Sie kam sich so albern vor. Außerdem war es komisch, so auf ihn hinunter zu sehen, denn er war inzwischen von seinem Pferd abgestiegen.
Also stieg sie kurzerhand von Banjo ab. Vielleicht fiel es ihm ja nun leichter etwas zu sagen. Nur solange wollte sie gar nicht warten. Sie hatte fürchterliche Angst, dass sie wieder auseinander gingen ohne auch nur ein Wort gewechselt zu haben, so wie es in der letzten Woche oft der Fall gewesen war. Stevie wollte ihm sagen, wie leid es ihr doch tat, was sie ihm gestern alles an den Kopf geworfen hatte. Alex wusste nicht, dass sie noch lange dort in der Küche gestanden hatte. Er wusste nicht, dass sie die halbe Nacht wach gelegen und geweint hatte. Sie musste einfach den Anfang machen.
Das Einzige was sie jedoch raus brachte, war ein leises, verlegendes „ Hallo“.
Alex ging es nicht anders.
Auch er brachte nur ein „Hey“ heraus.
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